Sport. Kunst. Geist. Vom Musengipfel Lange Zeit war der Sport in eine gesellschaftliche Randposition abgedrängt, nicht nur in der leibfeindlichen Welt des Mittelalters, sondern auch in der säkularisierten Neuzeit bis an die Schwelle zur Gegenwart. Körperkultur und geistige Exerzitien schienen einander auszuschließen. Die gegenseitige Verachtung der Repräsentanten beider Bereiche war ebenso total wie ihre Berührungsangst, der Shakespeare lesende Box-Weltmeister Gene Tunney genauso ein Kuriosum wie der Philosoph auf dem Fußballplatz, Ernst Bloch als Karl-May-Fan oder der frühe Bertold Brecht und George Grosz als Box-Enthusiasten. Noch hat kein neuer Pindar die Kaiser-Ode auf Franz Beckenbauer gedichtet. Und Juvenals frommer Wunsch an die Götter, sie möchten den Menschen doch, bitte, einen gesunden Geist in einem gesunden Körper verleihen, wurde bestenfalls als unerfüllbare, rückwärtsgewandte Utopie angesehen. Der Sportler hatte dumm, der Geistesmensch unsportlich zu sein, so wollte es das Klischee. Ortega y Gassets Gespräche beim Golf waren erstens eine Ausnahme und zweitens auch von einer elitären Haltung geprägt. Daß die nicht richtig sein kann, dafür gibt es anschauliche Beweise — auch in meiner bayerischen Wahlheimat. Man braucht nur an den allzu früh verstorbenen Skispringer Hein Klopfer als Erbauer der Skiflugschanze oder an den Olympioniken Franz Vogler zu denken: beide nicht nur Ski-Kanonen, sondern auch hervorragende Architekten. Winfried Sabais, einer der wenigen Intellektuellen unter den deutschen Oberbürgermeistern (in diesem Fall von von Darmstadt) der Nachkriegszeit, hat die übliche Haltung der Intellektuellen in eine bündige Formel gegossen, als er seiner Attacke auf die vermeintliche Überbewertung des Sports zu Lasten des Geistes die bitterböse Überschrift gab: «Walter von der Fußballwiese». Fritz Walter, Kapitän der bundesdeutschen Fußball-Weltmeister von 1954 mit der «Intelligenz in den Waden», so des Autors düstere Vision, hatte Herrn Walter von der Vogelweide mit der Kinne im Herzen aus dem Bewußtsein des Volkes der Dichter und Denker verdrängt. Der große irische Dramatiker George Bernard Shaw hingegen nahm die Verehrung des Sport-Idols als Nachfolger des mythischen Helden in einer entglitterten Welt und seine im Vergleich zu der des Geistesheroen übermächtige Popularität mit Heiterkeit zur Kenntnis. Journal Als Ende der zwanziger Jahre Richard Strauss in Brioni Urlaub machte, blieben Dichter und Komponist solange unbeachtet, bis sie vom Jack-Dempsey-Bezwinger Gene Tunney besucht wurden. Erst von diesem Augenblick an war es mit der Ruhe vorbei. Scharen von Photographen und Filmern umringten den Boxer, und nur weil sie gerade mit ihm zusammenstanden, wurden Shaw und Strauss, zu ihrem Amusement, gleich mitphotographiert. So erzählte es der Autor der Helden und der Heiligen Johanna dem Grafen Kessler in London. Solche Gelassenheit auf der Basis von Sympathie und Respekt für die Leistung des Sportlers war im nachgriechischen Europa lange Zeit nicht selbstverständlich. Sie ist es heute noch nicht, obwohl Benjamin Henrichs im Zeit-Feuilleton nicht nur Theaterstars wie Peter Zadek und Frank Casdorf verrissen hat, sondern auch Jupp Derwall und Berti Vogts. Ludwig Harig ließ Günter Netzer «aus der Tiefe des Raumes» kommen, Walter Jens analysierte messerscharf nicht nur die Anpassungsmentalität unserer Fußball-Weltmeister, und Wolf Wondratschek ließ sich gern mit Henry Maske photographieren, ehe er sich mit ihm verkrachte. Überdies konnte das gesundheits- und geselligkeitsfördernde Golfspiel inzwischen zum Statussymbol der alt- und neureichen gehobenen Stände avancieren, nachdem der Skilauf und selbst das Tennis trotz Boris Becker und Michael Stich infolge zunehmender Massenhaftigkeit und dementsprechend mangelhafter Exclusivität diese Funktion inzwischen verloren haben. Doch immer noch tut sich der Intellektuelle, vor allem in Deutschland, viel darauf zugute, sportlich eine Niete zu sein und das Fernsehgerät abzuschalten, wenn Steffi Graf gegen Aranxa Sanchez oder Mary Pierce verliert oder wenn der neue Tennis-Chef Boris Becker seine sportlichen Auf- und Abschwünge praktizierte. Andererseits gibt es natürlich auch den Spitzensportler, der stolz darauf ist, kein Buch zu lesen (es sei denn eines von Konsalik), nicht ins Theater, ins Museum oder ins Konzert zu gehen (es sei denn, Guildo Horn gibt sich die Ehre) und der umgehend den Fernseher ausschaltet, wenn die Gefahr droht, daß er kulturell oder politisch etwas lernen könnte. Ausnahmen wie Felix Magath, der malende Schalke-Spieler Yves Eigenrauch oder die an Kunst interessierten Günter Netzer oder Toni Schumacher, den Andy Warhol portraitierte, bestätigen nur die Regel kultureller Enthaltsamkeit. Auch war es nicht gerade ermutigend zu sehen, wie vor einigen Jahren deutschen Spitzensportlern wie Eberhard Gienger oder Ulrike Nasse-Mayfahrt und ihren Beratern kein anderer Bildhauer als Arno Breker, der Michelangelo des Dritten Reiches, einfiel, als es darum ging, ihre jugendlich-athletischen Körper der Nachwelt zu überliefern. Attisch Wohin die Zeiten, da im klassischen und im vorklassischen Griechenland die besten unter den bildenden Künstlern gerade gut genug waren, um sich im unmittelbaren Kontakt von der vollendeten Leiblichkeit der Ringer, Faustkämpfer, Diskuswerfer und Wagenlenker — Ski-Asse gab es damals noch nicht, da auf den Bergen die Götter wohnten — zu unvergleichlichen Vasenbildern und Skulpturen inspirieren zu lassen, die Zeiten, da Pindar die Olympiasieger besang und selbst der listenreiche Odysseus — schlag nach bei Homer! — sich die höhnische Frage gefallen lassen mußte: «Du treibst keinen Sport? Du bist wohl ein Kaufmann?» Immerhin deutet sich nach jahrhundertelanger Entfremdung eine Wende an, nicht nur im wenig traditionsbelasteten Amerika, sondern auch im alten Europa. Jenseits des Atlantik war es schon früh nichts Besonderes, daß Schriftsteller wie Ernest Hemingway und Jack London Sportreportagen schrieben. Jack Londons rassistische Polemik gegen den schwarzen Boxweltmeister («Wer schlägt ihm das goldene Grinsen aus dem Gesicht?») brachte es sogar zu trauriger Berühmtheit. Der Maler George Bellows sah die Boxkämpfe zwischen Schwarzen und Weißen als Exempel des Kampfes zwischen Rassismus und verzweifelter Auflehnung. Auch in Frankreich waren die Intellektuellen und die Dichter nicht so snobistisch gegenüber dem Sport wie lange Zeit bei uns. Sie erkannten schon früh die gesellschaftlich Bedeutung, ja die soziale Sprengkraft des Sports als Massenbewegung. Toulouse-Lautrec malte und zeichnete nicht nur seine berühmten Reiterbilder, er entwarf auch Plakate für Radrennen. Vlaminck war selbst Radrennfahrer, Ozenfant fuhr Autorennen, Braque hat sich als Boxer versucht, Jean Cocteau war der Freund des Box-Weltmeisters Al ‹Panama› Brown. Bei Jean Tinguely konnte ich den Rennwagen des auf dem Hockenheim-Ring tödlich verunglückten Jim Clarke bewundern, den der Künstler in seinem Haus in Fribourg wie eine Reliquie aufbewahrte. Selbst ein so elitärer Schriftsteller wie Henri de Montherlant wich dem Thema nicht aus und war fasziniert von der Schönheit sportlich trainierter Körper und ihrer rhythmisch koordinierten Bewegung — auch in seinem Privatleben. Alfred Jarry, der proto-surrealistische Autor des Roi Ubu, beschrieb um die Jahrhundertwende in einem blasphemischen Text die Passion Christi von der Geißelung bis zur Himmelfahrt als «Auffahrtsrennen», das Jesus als «Flugzeugpilot» beendete. Der früh verstorbene Philosoph Roland Barthes interpretierte die Tour de France als Heldenepos unserer Zeit in der richtigen Erkenntnis, daß auch eine säkularisierte Welt ihre Mythen braucht und daß der sportliche Wettkampf mit seinen Aufschwüngen und seinen Tragödien das verkürzte Symbol des Lebens- und Überlebenskampfes ist. Unter solchen Aspekten ist es geradezu als Glücksumstand zu werten, daß nun endlich auch in unseren Landen Bert Brecht und seine frühe kritische Liebe zum Sport («Sport fängt erst an, Spaß zu machen, wenn er aufhört gesund zu sein.») literarische Nachfolge findet; daß Schriftsteller, Essayisten und Wissenschaftler — vom Pionier Rudolf Hagelstange über Ror Wolf, Walter Jens, Wolf Wondratschek und Ludwig Harig bis zum pommerschen Grafen Christian von Krockow — sich dem Thema Sport immer mehr zuzuwenden. Die Maler und Bildhauer der Moderne unter Einschluß ihrer Ahnherrn in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren den Schriftstellern auf dem Wege zum Sport immer um einige Längen voraus, und als Gruppe sind sie es, so darf man wohl sagen, noch heute. Das gilt auch für die Negativseite. Die kriminelle Entartung in den Ersatzkriegen Fanatisierter, die der Verhaltensforscher Konrad Lorenz noch nicht in der heutigen brutalisierten Form kannte, als er — im Kern durchaus richtig — dem Sport jenseits aller ‹völkerverbindenden› Phrasen die Funktion zuschrieb, «sozietätsschädigende Wirkungen der Aggression» zu kanalisieren, muß man, so traurig es ist, den Krawall in den Rahmen solchen Verständnisses einbeziehen. Die sportlichen Rituale, ihre Entwicklung und ihre Degenerierung sind Spiegelung sozialer Prozesse; und einer Gesellschaft, die darüber die Nase rümpft, muß man dringend zur Selbstkritik raten. Die Verächtlichmachung der Fairneß, die Verteufelung des Gegners, die kalte Beziehungslosigkeit vieler Sportler untereinander, die Verwandlung eines sporttreibenden Freundeskreises in eine Interessengemeinschaft (in der man sich mit der Forderung an Fußballmannschaften, «Elf Freunde müßt ihr sein!», nur noch lächerlich machen kann), die steigenden Gagen für durchaus nicht immer erstklassige Leistungen, das ‹hire and fire› im sportlichen Menschenhandel, die versuchte Auslöschung der Individualität («Der Star ist die Mannschaft»), die Unterdrückung der Meinungsfreiheit wie zum Beispiel im UKAS der FIS, den die alpinen Rennläufer nach dem schrecklichen Tod ihrer österreichischen Kollegin Meier auf der Streif unterschreiben mußten, die eines Howard Hughes oder Bill Gates' würdige Überzeugung, daß nicht nur alles, sondern auch alle käuflich seien, mitsamt dem anschließenden grenzenlosen Erstaunen naiver ‹Experten› über das schlichte Faktum, daß es nun auch im Sport kaum noch Persönlichkeiten und — zum Beispiel im Fußball — kaum noch kreative ‹Spielgestalter› mehr gebe: Das alles hat seine nahezu spiegelbildliche Entsprechung in der politischen, sozialen und ökonomischen Wirklichkeit unseres gesellschaftlichen Lebens, wo der ‹Macher› gegenüber dem Visionär dominiert. Und es ist mehr als verständlich, daß man die Mechanismen der Fußball-Bundesliga, so, wie sie sich heute präsentiert, als Karikatur des Spätkapitalismus mit seinem pseudo-pragmatischen, in Wahrheit irrationellen, im Leeren kreisenden Aktionismus versteht, und es ist schon mehr als bemerkenswert, daß einer der ideenreichsten Regisseure der letzten Jahrzehnte wie Franz Beckenbauer, dessen Einfälle auf dem Spielfeld freilich oft sehr viel besser waren als seine heutigen Blitzkommentare, diese Entwicklung ausdrücklich propagiert. Während man mit der Aufreihung von moderner Poesie und Prosa zum Thema Sport bei der Einrichtung einer Bibliothek, trotz Cocteau, Barthes, Jens, Harig und Brecht kaum in Raumnot geriete, ließe sich inzwischen aus hochkarätigen Sportbildern und -bildwerken unserer Zeit leicht ein opulentes Museum einrichten. Wenn diese erstaunliche Vielfalt trotz mehrfacher Anläufe noch immer nicht ins allgemeine Bewußtsein gedrungen ist, so liegt das an der Isolation der gesellschaftlichen Bereiche voneinander. Welchen Sportfan zieht es schon ins Museum, und wieviele Museumsbesucher sieht man im Sportstadion wieder? Die Einbeziehung von Boxstars wie Henry Maske in eine internationale Kunstausstellung, wie sie Jan Hoet auf der vorletzten documenta realisierte, ist bis heute der Ausnahmefall. Hinzu kommt, daß jahrzehntelang, nicht zuletzt unter dem Einfluß der dominierenden abstrakten Kunst, die Form gegenüber dem Inhalt auch bei der Bildbetrachtung die absolute Priorität hatte. Um es an einem Beispiel zu belegen: Man sah ein Bild von Nicolas de Staël und bewunderte die faszinierende Dynamik pastos aufgetragener Farbfelder, ohne sich lange dabei aufzuhalten, daß es nicht zufällig «Footballeurs» waren, die der Künstler gemalt hat und daß die Dynamik des Bildes nichts anderes ist als die künstlerische Transformation des sportlichen Kampfes. Renoir Obwohl der moderne Sport, wie wir ihn kennen, in seinen Anfängen — ob Polo, ‹Lawn Tennis› oder Pferderennen — in aktiver Teilnahme und passiver Beteiligung eine ‹aristokratische› Beschäftigung für die besseren Stände war (noch der weltfremde Amateurbegriff des Multi-Millionärs und langjahrigen Vorsitzenden des Olympischen Komitees Avery Brundage hatte darin seinen Ursprung), haben die Künstler doch schon früh auch die kleinbürgerliche bis proletarische Komponente, durch die allein der Sport zur Massenbewegung werden konnte, in ihre Bildwelt mitaufgenommen. Neben den eleganten Reiterbildern des Marquis de Toulouse-Lautrec und Edgar Degas' Rennbahnszenarien aus dem mondänen Longchamps malte schließlich auch Renoir das Frühstück der Ruderer: in seiner malerischen Pracht das weltliche Gegenstück zu Veroneses Hochzeit zu Kana. Ähnliches gilt für die Bilder des großen Franzosen Robert Delaunay. Bei ihm ist der Sport nicht Ersatzkrieg (oder Kriegs-Ersatz), sondern in seinen leuchtenden Farben wird er wieder Agon, athletischer, aber friedlicher Wettkampf zwischen Läufern, Ballonfahrern oder Rugbyspielern, obwohl die ja in der Regel keine zartbesaiteten Naturen sind. Bei Delaunay gehört der Sport noch zur Sonntags- und nicht zur Arbeitswelt. (Bei ihm finden die Spiele nicht mittwochs statt.) Vergleichsweise gilt das auch für Fernand Légers Darstellungen echter ‹Amateure›, für seine Badenden und seine Radfahrer, während bei seinen Akrobaten die Arbeit zum Spiel wird im Olymp der Proletarier, jenem utopischen Paradies der einfachen Leute, das noch immer verschlossen ist. Es bedarf keiner Frage, daß die Befreiung von den Dogmen sittenstrenger Morallehren, die im wörtlichen wie übertragenen Sinne die ‹Bewegungsfreiheit› radikal einschränkten und die Leiblichkeit des Menschen diskriminierten, dem Sport ebenso mitzuverdanken ist wie der fortschreitenden Liberalisierung der Beziehungen zwischen den Geschlechtern. Der Viktorianismus, der die Prüderie und die Körperfeindlichkeit in der westlichen Welt jenseits von Mao und Mohammed zum letzten Mal zum gesellschaftlichen Prinzip erheben konnte, wurde immer mehr in die Defensive gedrängt, aber erst in unseren Tagen zur Aufgabe gezwungen, auch wenn das Newt Gingrich und seinen Neo-Puritanern überhaupt nicht gefallen wird. Mit Askese und Keuschheitsgelübden selbst bei Ruderern, Turnern und Langstreckenläufern (von den Boxern zu schweigen) ist es vorbei. Die sexuelle Revolution hat auch die letzten Reservate eines schizophrenen Sportverständnisses erobert, das einerseits die Freude am eigenen Körper, die freie Bewegung kaum bekleideter Menschen in frischer Luft zum Ideal erhob, andererseits aber nicht nur die Frauen von dieser gesunden Betätigung zunächst fernzuhalten versuchte, sondern auch die eigenen Errungenschaften durch Moralvorschriften gefährdete, die allenfalls für orientalische Säulenheilige geeignet gewesen wären. Nun dürfen endlich auch Frauen Fußball spielen (und wenn man an manch erbärmliche Vorstellung der Herren-Nationalmannschaft denkt, könnte man fragen, ob nicht die eine oder andere Dame eine erhebliche Verstärkung gewesen wäre); sie dürfen boxen und sich ringkämpfend im Schlamm wälzen. Wem so etwas gefällt, ist eine andere Frage. Nur der internationale Schwimmverband, der seinen Wettkampf-Schwimmerinnen aus Gründen der «Schicklichkeit» noch immer den Zweiteiler verbietet, ist der letzte Tugendwächter auf verlorenem Posten. (Nun ist zu hoffen, daß diese Befreiung nicht durch anabolische Mastkuren, die schöne Menschen zu geschlechtslosen Ungetümen deformierte, deren Körper man eigentlich wieder verstecken müßte, wieder gefährdet wird.) Bei Joseph Beuys wurde — im Gegensatz zu Regina Halmich — das Boxen zum demonstrativen Schaukampf, zum politischen Gleichnis einer action directe, aber nicht einer militanten, sondern zu einer domestizierten, in der es keinen K. O. gibt, sondern nur einen Punktsieg. Die linke Gerade des Meisters sollte im Kampf gegen seinen Schüler Abraham David Christian nichts anderes als den Weg weisen zur «direkten Demokratie». Es führt kein Weg zurück ins antike Griechenland. Athen ist auch nicht mehr, was es einmal war, und die Olympischen Spiele der Neuzeit mit dem traurigen Höhepunkt der Coca Cola-Show in Atlanta als kommerzialisierte Massenveranstaltung mit politsch-ideologischem Hintergrund (zum Glück wenigstens teilweise korrigiert in Barcelona) sind es erst recht nicht. Aber eines darf man immerhin konstatieren: Die jahrhundertelange, wenn nicht jahrtausendelange Entfremdung zwischen Körper und Geist, Kunst und Sport ist längst nicht mehr so extrem, wie sie es bis in unsere Zeit hinein einmal war. Gene Tuney hat es nach dem Ende seiner Boxer-Laufbahn zum Gouverneur gebracht, Professor Loogen, vordem Mittelfeldspieler bei Fortuna Düsseldorf, wirkte als Arzt mit an der Entwicklung der Herz-Lungen-Maschine, der Handball-Nationalspieler Konrad Porzner und der Weitspringer Manfred Steinbach wurden Staatssekretäre, Der Fußball-Nationaltorwart Fritz Herkenrath Hochschulprofessor wie das ehemalige 400-Meter-As Wilfried Kindermann. Und die Fußball-Legende Pelé brachte es, wie man weiß, sogar zum Minister. Die Reihe ließe sich fortsetzen. Demgegenüber stehen Künstler, die es zu beachtlichen sportlichen Leistungen gebracht haben: Yves Klein als Judoka, Eduardo Chillida als hochkarätiger Fußballspieler. Nordrhein-Westfalens ehemaliger Ministerpräsident, Franz Meyers, der einmal — mit einer wunderschönen Freudschen Fehlleistung — den Großen Kunstpreis seines Landes für Malerei an «Professor Fritz Walter» statt an Fritz Winter verleihen wollte, hat sich als Fußballspieler bei Borussia Mönchengladbach hervorgetan. Markus Lüpertz war vorübergehend in seine Spuren getreten. Jörg Immendorff hat, wie er, Box-Plakate entworfen, und Konrad Klapheck kann nicht nur auf eine jugendliche Boxpraxis verweisen, sondern auch auf eine exzellent archivierte Sammlung einschlägiger Druckwerke (The Ring) und Filme. Auch nicht allen Museumsleuten ist die Sportpraxis fremd. Klaus Honnef hat Sportberichte geschrieben, Edy de Wilde und Pontus Hulten kennen den Boxring sogar von innen. Und der schlimmste Verriß, den ich mir selbst einhandelte, kam von Erich Steingräber, ehemals Chef der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, den ich mit einem kritischen Aufsatz in der Zeit erzürnt hatte: Was soll den wohl ein ehemaliger Fußballtorwart und Box-Sparringspartner von Kunst verstehen? So ungefähr lautete das vernichtende Urteil. (Später haben wir einander im neutralen Venedig den intellektuellen Catch-as-catch-can bei einer fröhlichen Feier vergeben.) Auch die negativen Erscheinungen des Sports: Don King, der Boxmanager mit den elektrischen Haaren, oder der Ohrenbeißer Mike Tyson, der brutale, nicht auf Sieg, sondern auf Vernichtung des Gegners bedachte Kampf stumpfsinniger Erdenklöße, die Zerstörung der Individualität einfältig liebenswerter Sportler durch gewissenlose Ausbeuter (wie im Fall des Fußballspielers Sean Dundee etwa) werden von den Künstlern nicht verdrängt oder verschwiegen. Max Beckmanns Rugbyspieler sind dafür ein prominentes Beispiel. Amerikanische Künstler oder auch der spanische Box-Fan Eduardo Arroyo (als Maler und Schriftsteller) führen in schonungsloser Aufrichtigkeit auch beklemmende Negativ-Beispiele menschlicher Brutalität im sportlichen Bereich und deren schlimme Folgen eindringlich vor Augen, während ein Idol wie Max Schmeling italienische, französische und deutsche Bildhauer und Maler (von Ernesto de Fiori bis zu Renée Sintenis und George Grosz) dazu animierte, den Sportler in einem durchaus antiken Sinn als «Bildhauer seiner selbst», das heißt seines eigenen — vom Kopf kontrollierten — Körpers darzustellen. So wird dem «Genie» des Künstlers, wie Gilbert Lascault formulierte, die «Klasse» des Sportlers als gleichwertige Kategorie an die Seite gestellt. Der Graben zwischen Sport und Kunst, Sport und Geist ist noch längst nicht geschlossen, die Integration beider Bereiche noch immer ein frommer Wunsch. Aber wie bei der allmählichen Reduktion der Entfremdung zwischen Publikum und Künstler seit Beginn des 19. Jahrhunderts lassen sich doch kontinuierliche Fortschritte feststellen. So hat man — am Rande vermerkt — in Oberstdorf (das übrigens nach dem krieg ein hochqualifiziertes, vielfältiges kulturelles Leben zu bieten hatte), inzwischen akzeptiert, daß Musiksommer und Skiflugwoche, ‹Skidorf› und ‹Kulturdorf› zum integrierenden Programm eines attraktiven Kurortes gehören. Das konkurrierende Garmisch-Partenkirchen hat mit der Realisierung einer Kirkeby-Skulptur auf der Zugspitze ein weiteres, bemerkenswertes Zeichen gesetzt. Und im Fernsehen hat man zwar viele wichtige Kultursendungen auf die Zeit kurz vor oder nach Mitternacht verlegt, womit sich leicht feststellen läßt, es habe ja kaum jemand zugeschaut, aber immerhin gibt es ja arte, und in einigen dritten Programmen waren Carlo Thränhardt und der Basketball-Meistercoach Dirk Bauermann in Gesellschaft von Markus Lüpertz, dem zweimaligen documenta-Chef Manfred Schneckenburger und mir zu sehen. — Wir heißen euch hoffen. Negative Erscheinungen auf beiden Seiten — ob Kulturrummel oder überbordende Kommerzialisierung des Sports — sind kein Alibi für Verweigerung. Kriege haben auch in der Antike weder Sophokles noch Olympiasieger im Ringen oder im Wagenrennen verhindert, und über Brutalität, Geldgier und Hochmut der ‹Stars› haben sich die ‹Alten Griechen› fast schon genau so ärgern müssen wie wir. Jedenfalls dichtete Pindar bei sein olympischen Siegesgesängen den Heroen von damals ins Stammbuch: «Wem gesunder Reichtum zufloß Und Besitztum Fülle häufte Und Ruhmnamen drein erwarb Wünsche nicht, ein Gott zu sein.» Ob's geholfen hat, wissen wir nicht. Karl Ruhrberg Kurzschrift 2.1999, S. 45–55; bei der Urfassung dieses Textes handelt es sich um einen Vortrag, den der Autor für uns überarbeitet hat.
Schwatte Perlen Frankreich, so geht die Kunde, konnte nach 1938 nur deshalb (wieder) Welt- und dann Europa-Weltmeister ff. im Football werden, da man sich der wenigen natürlichen Ressourcen besann, die man im Landesinneren zur Verfügung hatte. Findige Trüffelsucher erinnerten sich einstiger erfolgreicher Kolonialpolitik und damit des andersfarbigen Fußballmenschenmaterials, das mehr oder minder zwangsläufig über einen französischen Paß verfügte — und ohnehin längst in den französischen Ligen kickte. Es soll Nationaltrainer Aimé Jacquet gewesen sein, der meinte, das seien schließlich auch Franzosen. Mit den aus Algerien beziehungsweise Armenien stammenden Zinédine Zidane und Youri Djorkaeff hatte er Les Bleus bereits mit Fremdblut «gedopt». So wurden schließlich auch die «schwarzen Perlen», gegen den Widerstand vieler (Frankreich den Franzosen!), in die Equipe Tricolore integriert, und Roger Lemerre als Nachfolger von Jacquet setzte diese Durchrassung fort. Das erbrachte 1998 den Weltmeister- und 2000 den Europameistertitel — und (fröhlich nebenbei) dem Rassisten Le Pen herbe Stimmenverluste. In der Bundesrepublik Deutschland war das etwas schwieriger. Der deutsche Offizielle konnte nicht mal eben einen Inlandsflug über tausende von Kilometern buchen, um einen Spieler heim ins Reich zu holen. Wie bekannt, war das spätestens nach 1945 vorbei. Überhaupt tat man sich in deutschen Landen schwerer mit dem Fremdländischen. Tat? Tut? Half und hilft da auch kein europäisches Urteil? Da es nun nun — das Sommermärchen ist vergessen — wieder losgegangen ist mit dem Alltagvolkssport, sei daran erinnert, wie sich das anließ in den Anfängen des Umbruchs. —jst Mein Ausländer ist ein Fußballspieler Glaubt man dem pastoralen Chefschwadroneur des DFB und nimmt man noch die treuherzigen Augen des Bundes-Berti hinzu, so sind spätestens mit dem Wiedergutmachungsspiel zwischen dem inländischen und dem internationalen Auswahlteam im September alle Reparationen bezahlt, Stockhiebe und Springerstiefeltritte abgegolten wie auch Molotow-Cocktails gelöscht. Wir ‹herzerln› unsere ausländischen Mitbürger der Bundesliga — womit auch alle anderen Feindseligkeiten geklärt wären —, für meisterschaftsentscheidende Tore lieben wir sie ganz besonders, und hernach legen wir noch ein paar Mark drauf, damit nicht wieder andere ausländische (namentlich italienische) Vereine unsere Fußballer noch lieber haben als wir, sprich aufgrund stärkerer monetärer Potenz sie uns abkaufen. Daß Liebe wie auch Gegenliebe käuflich sind, hat gute Tradition, der sich natürlich auch Bundesligamanager nicht entziehen mögen. Und so kommt es zu einer erstaunlichen Personalstatistik der laufenden Saison: die Bundesliga, so eine sid-Meldung, ist eine Dépendance der Vereinten Nationen; 144 Beine aus 32 Ländern spielen, schnaufen und schwitzen sams-, sonn- und montäglich in modernen Kolosseen resp. Fußballtempeln, und das entspricht etwa einem Fünftel der Gesamtbelegschaft der Bundesliga. Für den Leser, der sich nicht unter die Experten rechnet, hier ein paar Figuren von besonderer Publizität. In Bremen haben ein Kiwi, ein Elch und ein Wiener Walzerist den Hauptanteil am Gewinn der letzten Meisterschaftstrophäe (und an dem des diesjährigen Wettbewerbs, Otto der Große will es so); in Frankfurt feiern die Zeugen Yeboahs ihren Religionsstifter (dessen Knie-Fall und damit Ausfall für Monate womöglich den Titel versaubeutelt); in München kommt el tren überhaupt nicht in die Geleise, weil er zwar intelligent, aber nicht so sprachbegabt sei, daß er auch in der dort gepflegten Variante des Deutschen vorne und hinten verstehen könne (und das bei einem Ablösefleischpreis von 100.000 DM pro Kilo!). In Bochum wird die Abwehr von einem niederländischen Nationalspieler namens Käse zusammengehalten und soll jetzt auch ein Wikinger im Sturm mächtig aufs gegnerische Schild dröhnen. Forza Sforza (italienisch für «Petermann geh du voran») kreiselt und werkelt im Lauterer Mittelfeld; ein Orchester von Kuhglocken accompagniert die Bemühungen des Dortmunder Schweizers Chappi, den Ball auf rätselhafte Weise ins Netz zu fummeln. Weniger filigran, eher brachial teilt dieses Ansinnen Hamburgs Litauer Ivanauskas, dessen Gesichtszüge schon beim Warmlaufen nichts Gutes, also eher Schreckliches verheißen. Ach ja. Wir lieben unsere Metaphern und könnten gar nicht ohne sie, die Schwierigkeiten erträglich und Spaß überdies machen. Solcherart könnte man weiterschwelgen, viele andere Vorschläge machen für den Titel des Bundesligafußballers des Jahres fremdländischer Provenienz; phantasiereich könnten Vorstellungskomplexe entwickelt werden, und durch Assimilation via Spitznamen verleibte man sich Entferntestes ein. Die Motti «Mein Freund ist Ausländer» und «Friedlich miteinander» sind wohlmeinend, ihre Publikation notwendig (und die hiesige Überschrift also durchaus titanicmäßig). Doch schlägt ihre Wirkung schnellstens nach Schönfärberei, und nicht zuletzt sind sie ausgesprochen quotenfördernd: um wieder zu Sat 1 aufschließen zu können, haben sich die RTLer einen besonders hübschen Spot einfallen lassen, der an Fußballern und Malochern die internationale Solidarität (und Effizienz) belegt. Bleibt man dagegen beim Sportalltag, ist das Bild nicht so nett: ist Wattenscheids Senegalese Souleyman Sane am Ball, schallt es bei Auswärtsspielen vielfach «Husch husch husch — Neger in den Busch» bzw. in der Variante, die auch der Fan mit IQ von 5 Punkten unterhalb der Toastbrotmarke beherrscht: «Uh uh uh» (daheim hingegen ist er die «schwatte Perle»). Ähnliches wird über den famosen Jay Jay Okocha oder über Martin Dahlin berichtet (der kommt noch besser weg, ist ja auch Mischling); im Falle Yeboahs bleibt die Schmähung einzig aus, weil sonst der Fan Gefahr liefe, seinen Fachverstand aberkannt zu bekommen. Umfassendes outing ist das Leitprinzip — dagegen nehmen sich die Verunglimpfung Effenbergs als Heino und die Pfiffe gegen ihn nett aus —, und daß Fußballfans in puncto Rechtsradikalismus immer schon etwas besonderes waren, gibt nicht vielen zu denken ... Im übrigen: was ist von der «Ausländerregel» zu halten, die europaweit den Einsatz von mehr als drei ausländischen Spielern verbietet — über die bereits die Frankfurter Multikulti-Truppe wie auch, folgenreicher, die übereifrigen Stuttgarter gestolpert sind? Fußball scheint prinzipiell für die Dichotomie von Innen und Außen, Eigenem und Fremdem äußerst aufnahmebereit zu sein. Abseits dieser und vieler anderer möglicher Belege stört aber noch etwas anderes. Gerade die Kategorien von In- und Ausland sind doch wohl auch Teil einer Täuschung, einer künstlichen Differenzierung, die unter den Spielern selbst nicht existiert. Nationalität ist unter Kollegen, die gleichviel verdienen, kein Thema, mit anderen Worten: in Termini von Ökonomie ist das Exemplar des Ausländers (extraneus, peregrinus) nicht mehr vom geographischen Standort aus zu beurteilen, sondern vom ökonomischen. (Vorbei die Zeiten Shakespeares, in dessen King Lear noch jemand als niederträchtiger «base football-player» bezeichnet werden konnte!) Könnten sie etwas dafür, müßte man heute umgekehrt Profis beschimpfen, die sich ohne Wimpernzucken das Dreißigfache eines Taxifahrergehaltes einstecken und um mehr feilschen; die Lunge könnten sie sich aus dem Halse rennen, und doch stimmen die Relationen lang schon nicht mehr. Ohne die Gehaltsstreifen der ledertreibenden Geschäftsleute im einzelnen zu kennen, ist die These nicht weit hergeholt, daß, gibt es noch einen Ausländer in der Bundesliga, dies in der Tat der nebenberufliche Spieler, oder, im Managerjargon, der Vertragsamateur ist. Zumindest einen gibt es noch, der dies auch nicht aus Not, sondern aus Überzeugung ist: Joachim Hopp, Stahlkocher bei Thyssen (wie lange noch?), samstags auch für den MSV Duisburg tätig, dem sie wahrscheinlich im stadionbenachbarten Zoo dafür demnächst ein Denkmal setzen. Auf jeden Fall ist dieser Paradiesvogel Vorbild für meinen Tip zur Wahl des Fußballers des Jahres, In- und Ausländerabteilung zugleich. Und der lautet, dafür steht auch Beuys Pate: ein jeder nehme seine Eier selbst in die Hand, den Ball auf Schlappen oder Klebe und sei sein eigener Künstler, sein eigenes Vorbild, auch wenn er in der untersten Kreisliga der lederumhüllten Gummiblase nachjagt. Habent sua fata idoli! Viel Spaß wünscht der Ruhrpott-Rastelli: Ralph Köhnen Laubacher Feuilleton 8.1993, S. 7; wiederabgedruckt in: Überall ist Laubach. Berichte vom Nabel der Welt.
Die wahren Werte «Der Lorbeer krönt den glücklichen Erwählten, der den Nihilismus überwindet, ohne je diesen hartnäckigen Gegner gering zu achten oder zu unterschätzen. Er ist ein Sieger, der den Preis des größten, weitreichendsten und radikalsten Zweifels zählt.» Ja, jetzt verbiege ich André Glucksmann. Aber es geht schließlich um Weltbewegendes. Und mir ist auch nicht bekannt, ob sich der vor ein paar Jahren wegen der Tatsache Gescholtene, Nietzsche über den Klappentext hinaus gelesen zu haben, für Fußball erwärmen kann. Aber er, der le sentiment der Grande Nation kennt wie Ex-Adidas-Olympic-Marseille-Präsident Bernard Tapie en taule, dürfte das ja — seit dem Sturm auf das Stade-de-France von 1998 (der überdies die Front National von Le Pen, dieser französischen Version eines österreichischen Rassenfanatikers, einige Verluste gebracht hat). Also weiter in der Ver-Biegung: Nietzsche meinte: «Was bedeutet Nihilismus? Daß die oberen Werte sich entwerten.» Und Glucksmann fragt: «Was sind diese so hoch plazierten Werte? Es sind die, die dem menschlichen Wesen in der Welt einen Platz zuweisen.» Aber sicher doch: Unsere Individuen Super-Mario in der Bodega des madrilenischen Finanzathleten Gil y Gil oder Lohdar aufm Soccerplatz in the middle of no-where, im Abseits das Töchterlein von Müller-Lüdenscheid, die, wäre sie eine mittelmeerliche Nymphe, gut für die Griechenland-Werbung im Leo-Fernsehen posieren könnte: »Menschen, die nach wahren Werten suchen.» Aber sie ist nunmal blond und blauäugig. Und Lohdar kann nicht Griechisch. Deshalb geben wir die drei, Weißbier-Mario, sie und ihren intellektuellen Stuka-Piloten, weiter ins Fernsehstudio nach Berlin-Mitte und letzterem das Wort: «Heude, zum zu Ende gehenden zwanzigsden Jahrhundert, inmidden der Legissladurperiode, haben wir doch endlich alles: Jeder kann sich ein auf ihn zugeschniddenes Dier zulegen (und leisden). Dafür haben wir in unseren hervorragend geschniddenen 30 Quadradmedern mit Balkonedde doch immer noch ein Blätzschen. Nadur? Schaun Sie sich um. Der ganze Spreewald hat Blatz für uns auf unsern Moundenbeigs, niemand bedrängt uns, wenn wir sonntags fulldrässd und auf unsern Inlinesgäids ins südbayrische Hinderland umsiedeln. Wer von diesen Malochern aus der sozialdemogradischen Steinzeid konnte denn, nach ein bißschen Ständ bei, mal eben zwischen zwei Schbielen — oder auch, als Studdi, zwei Semesdern — zum Sörfen auf die Bahamas düsen, zwischendrin sisch auf'm Dadenhaiwäi ne Hodlain Blaind Däids reinziehn und nebenher an der Börse noch'n bißschen zoggen? Damals, diese Dauben- oder Kaninchenzüchder. Mit ihrn Barzellschen vorm Backschdeinhäuschen. Diese Malocher mit ihrm Ehrgefühl, mid ihrm ‹Glassenbewußdsein›. Wir sind die Glasse. Wir sind die wahren Werte. (Ganzler, sprischd man des mit oder ohne h?).» Mario: «Mit K, Du Bocksbeudel.» Ach, so lange ist es noch nicht her, als Ralph Köhnen im Laubacher Feuilleton kreiselte: »Fußball ist kommentarbedürftig wie abstrakte Kunst«, und er charakterisierte, melancholisch-retrospektiv, das kompositorische Phänomen vergangener Zeiten, quasi in einem Ehrenbezeugungs-Suffix gegenüber dem Intellektuellen unter den deutschen Ballzauberern (jenem Conférencier, dessen TV-Suaden mittlerweile nicht minder kommentarbedürftig sind): «blitzschneller Flirt des Auges mit der Tiefe des Raumes». Ja, unsere Jungakademiker durften wieder, nachdem der 68er den Fußball ins Abseits gebolzt und Ober-Rhetor Walter Jens ihn mit seiner fahnenschwingenden Apologie zum 150jährigen des DFB («... Versöhnung mitten im Streit») von 1975 wieder aufs Geviert gepredigt hatte. Und solches hatte er bewirkt: «Eine Textkultur des interpretatorischen Risikos ist gefordert: nicht sparsam zum Ziel zu kommen, sondern die Verschwendung, die Lust und den Plural zu riskieren als einen Umweg: als ein Abenteuer, das Leser und Text gleichermaßen zustößt», so der Jung-Rhetor 1991 in seinem Laubacher Feuilleton-Leit-Artikel der Nummer 1, Günter Netzer oder der Diagonalpaß auch als Textkultur. Der Germanist und Kunsthistoriker war es auch, der mit sich Unbesteigbar. Kultisches Gerät: das Mountain-Bike oder Sport-Sprech oder: Der Wontorra in uns allen sich um die Moderation bemühte. Nein, dies hier läutet keinen Abgesang auf Doctor Köhnens Sportkritik ein (befaßt er sich doch im folgenden mit einer weiteren olympischen Disziplin: den Biographien unserer Literaten). Es kündigt ein Hosiannah an: Karl Ruhrberg (von dem sich die Mär hartnäckig hält, wegen eines Fußballspiels seines FC auch schon mal eine Ausstellungseröffnungslaudatio in seinem Kölner Ludwig-Museum an die Gattin delegiert zu haben) belegt, was uns bewegt: die Sportler und deren Ausflüge auf den Gipfel der Musen. Allerdings: Den Lorbeer des Geistigen kennen wir. Er liegt täglich in unserer Gen-Suppe des Negierens (nicht von Eliten!). Wem aber der Kranz des Physischen geflochten wird, nach dem sehnen wir uns. Diesen Erwählten himmeln wir an. Und mag er noch so schlecht gewonnen haben vergangenen Sonnabend. Apropos Kranz. Ein weiterer sei noch hier in der Vorrede geflochten. Corona Camporum pseudonymisierte vor einiger Zeit ein humanistisch (hoch-)gebildeter (weiterer) Jungakademiker seinen Namen, als es darum ging, die Interpretationsfähigkeiten unserer Brüder und Schwestern westlich der Großen Mauer Atlantik zu charakterisieren: errare americanum est. Eine heftige Synapsnverschlingung bekam Ivo Kranzfelder ob deren Verständnis von Historie, nicht nur der der Kunst. Auch jetzt ist er wieder um das Innenleben von Eingeweiden besorgt. Geweidet hat er sich an der Tischarithmetik von nachvernissageähnlichen Tafeleien, und seine Zwischenbilanz — Würden Sie einen Künstler aufs Klo begleiten? — führt mehr oder minder zwangsläufig zur Endproblematik, dem der Ausscheidung. In welcher Form auch immer. Unter Schaffensdurchfall, hat dieser Doctor fazitativ diagnostiziert, leiden letztendlich dann auch andere glücklich Auserwählte — unter Logorrhoe: dbm Vorwort zu Kurzschrift 2.1999, S. 7 – 9
Unbesteigbar Kultisches Gerät: das Mountain-Bike Das Rad, Allegorie des wechselnden Glückes und des Umschwungs aller Dinge, wird der Göttin Fortuna attributiert. Menschen klammern sich an dieses ziemlich instabile, ewig in Flucht befindliche Gerät, um nicht zu stürzen, vorherzusagen sind seine Bewegungsabläufe nicht allzu zuverlässig. Seine kultische Bedeutung bietet sich als wildes Amalgam aus Bewegungs- und Sonnenzeichen, Wiedergeburtslehre, ewiger Wiederkehr des Gleichen und doch auch Spannung dar. Am Rad klebt also ziemlich viel Mythologie, aber auch nicht weniger Praxis, Tat und Freizeit. Initiator einer technischen Moderne, tritt es im sumerischen Ur etwa als ganze Scheibe mit fester Achse auf, zum Transport von Menschen und anderen Dingen bestens geeignet, und seither hat sich einiges getan: aus Gründen des sanften Individualverkehrs oder der Freizeit wurde ein zweirädriges, einspuriges Fahrzeug konzipiert, das der Fahrer mit eigener Kraft durch Tretkurbeln vom Fleck bewegt, im späten 19. Jahrhundert noch gestützt durch zwei kleinere Seitenräder, im ausgehenden 20. Jahrhundert auftretend auch als mountain-bike. Das mittlere Gewicht eines solchen Modells beträgt ungefähr 9,47385 Kilogramm, der Fahrer ist bemüht, dieses und sein eigenes durch Bewegungsenergie, Taxieren von schwer kalkulablen Zentrifugal- und Zentripetalkräften zu halten. Der Sattel signalisiert Askese, mehr noch, er droht, einem den Arsch aufzureißen — was jeder good sport aber mit Härte zu nehmen wissen wird. «Mega-equipped», wie es in einem Prospekt heißt — bei diesem Sportwerkzeug ist meist schon Bremse und Beleuchtung ausgepart — (soll der Fahrer genötigt werden, sein eigenes Licht strahlen zu lassen?). Die City-Version ist indessen mit Lampen ausgestattet, diese sind dann mit Plastikgittern gesichert vor dräuendem Niederschlag, und den Fahrer schützt vor solchen Unbilden in aller Regel ein eiförmiger Helm. Strotzendes, derb profiliertes Reifengummi verspricht panzerartige Bewegung allüberall und verhilft zu Odysseus-Phantasien der Eroberung: Erlebnisgesellschaft, ihre bescheuerte Variante. Denn nicht nur befährt man Berge und Fußgängerzonen, weitere Blüten gibt es zu notieren: bei Gottschalks Wetten daß präsentiert sich am 12.3.94 ein Artist, der mit dem mountain-bike 15 Mineralwasserkisten unter sich aufstapelt und, das Gerät geschultert, einen Handstand darauf erprobt, Untertitel: das Rad als Joch des Menschen, aber wir wagen die Herausforderung. Auf mit Spikes bestückten Reifen seines «Magma Red Hot» donnert neuerdings Walter Arthofer, halb Mensch, halb Artist, durch den Eiskanal, wo sonst Bobfahrer hinunterschlitten. Angestrebt sind 80 Stundenkilometer — dies aus der Rubrik «harter Kurs mit weicher Birne». Arthofer darf auch als Erfinder des Para-Biking bezeichnet werden, des Gleitschirmfliegens mit Fahrradaufsitz. Als Mythenklitterer tritt er damit an, wenn er derart den Traum von Ikarus und Dädalus variiert und Glücksrad- und Flugmotiv verbindet. Denn auch Phaeton wird verkörpert, der von seinem Vater Apollon den Sonnenwagen erbat, um auszureiten, wenngleich er ziemlich kläglich abstürzte. Englisch ist die lingua franca der mountain-biker, was ja soweit ganz gut wäre. Indessen nimmt sich das Sprachgebräu ziemlich lübkisch aus. Ein rasanter «downhill» — die Schußfahrt — will hart erarbeitet sein, fast wie im Leben (wie wär's mit downie oder quickie?). Dem Katalogschreiber kommt es gleich vierfach: «Heiß! Hot! Caliente! Chaud! Oder wo gehst du zum Biken im Urlaub?» Kasusvertauschung kommt bei polyglotten Sprachlernern schon mal vor, Pardon sei gegeben. Doch da lebt die Cartoonfigur Rambo auf: «Boralyin + you = unbeatable» — eine ambitionierte Gleichung von Fahrradmetall und Mensch zweifelsohne. Oder es werden ganze Sätze entlehnt: «For more details consult your dealer», man will es genauer wissen, und ein bißchen naturwissenschaftlicher Diskurs tritt als Beglaubiger des Kicks auf: «Adrenalin und Endorphine werden frei!» Herzlichen Glückwunsch, so sehen Sieger aus. Was als Vorzug zu erwägen wäre: jeder sein eigener Held, ein bißchen Selbsterfahrung lebend, die dem psychoanalytischen Diskurs entkommt, wird zur Fratze. Beschworen, ja simuliert wird eine gefährliche Welt, es soll das große Wagnis noch einmal greifen. Und doch sind diese «postmodernen» Mutanten zwischen Reinhold Messner und Dietrich Thurau eher Vortäuschungen eines unmittelbaren Lebens oder aufregenden Alltags, der dasjenige in die Freizeit verbannen will, was ihm an Spannung vielleicht mal gehörte — der Schlaf des Kopfes gebiert Allmachtsphantasien und Reste eines technischen Aberglaubens, der seine Normalität durch massenhafte Gefolgschaft proklamiert. Ohne das Naturschöne noch einmal gesundbeten zu wollen (denn das hieße vielleicht noch mehr Fahrräder nach Sils Maria tragen), ohne auch die Verkarstung der Berglandschaften auf irgendwie blöde Weise in Anschlag zu bringen oder den Zeigefinger moralisierend zu heben — zwei Fragen bleiben hier: Was ist der Mensch, und wo fährt er hin? Ralph Köhnen Laubacher Feuilleton 10.1994, S. 2
Pétanque Wie gerne gehen wir den Einheimischen von Amsterdam, Florenz, Kopenhagen oder Paris auf die Nerven, wenn wir unsere Oster-Pfingsten-oder-Sommer-Urlaubsausritte absolvieren. Da ist es uns nur recht und billig, wenn wir diese fürchterlichen Touristen verfluchen, wenn wir am Wochenende oder im Sommer im Münchner Hofgarten in Ruhe unsere Kugel schieben wollen und immer irgendeiner zwischen unseren Boules herumhüpft oder sich selbst gefährdet, wenn der Tireur zum Schuß ansetzt. Doch dafür rächen wir von der 1. Münchner Kugelwurfunion Pétanque Munichoise e. V. uns einmal im Jahr heftigst, indem wir unseren Hofgarten in ein Heerlager verwandeln – zum mittlerweile berühmten Hofgarten-Turnier. Aus ganz Europa kommen sie, per Anhalter, Bahn, Auto, in Klein-Bussen oder manch einer sogar mit dem Fahrrad, alleine, zu dritt, zuweilen im Familienclan. Das gesamte Hofgarten-Gelände wird in Beschlag genommen. Wem ein Hotel zu teuer ist, schläft bei Bekannten oder Freunden oder Freunden von Bekannten. Und wem das zu aufreibend ist oder er sich nicht allzu weit vom Spiel entfernen will, bleibt gleich im Hofgarten; die für diesen Lustgarten zuständige Bayerische Schlösser- und Seen-Verwaltung gibt sich großherzig. Gespielt wird bis tief in die Nacht hinein — der Hofgarten ist illuminiert. Aber dazu gehört auch das Gespräch; zur Hofgarten-Turnier-Zeit wird bevorzugt Babylonisch gesprochen. Wer der ewigen Wurststulle oder Butterbrezn überdrüssig ist, für den gibt es ein üppig belegtes Baguettes oder gar ein ganzes Gericht zu Preisen, die an Frankreich (nicht Paris!) erinnern. Das trifft auch zu beim Pastis, der zu dieser denkwürdigen Veranstaltung so viel, besser: so wenig kostet wie in einem Städtchen im Lozère. (Wie Festus, einer der Geschäftsführer des Lunis in der Amalienstraße im Münchner geisteswissenschaftlichen Universitätsviertel Maxvorstadt und Organisator der Alimentation, das schafft, wirft Fragen auf! Möglicherweise hat er dem Bayerischen Schützenverband gegenüber das Wörtchen Boule bewußt falsch übersetzt und ist so an Subventionen gelangt?) Allez les boules ... –jst Im Münchner Hofgarten (U-Bahnhof Odeonsplatz), 13. – 14. Juli 1996 Laubacher Feuilleton 18.1996, S. 3
Klootscheeterlust «Wenn de Wind weiht öwer Kluten, wenn to Is dat Water früst, drängt de Boßelers na buten, rögt sick de Klootscheeterlust. All sien Dage, möt ji weeten, hebbt se all mit Boßels smeten, alltied klung dat hell un lut: ‹Hurra! Lüch up und fleu herut›» Es kommt ja zum Glück nicht alle Tage vor, daß Urlaubs-Bekannte, mit denen man wider alle Erfahrung doch die Heimat-Adressen ausgetauscht hat («wir kommen bestimmt mal vorbei, versprochen»), dann eines Tages wirklich vor der Tür stehen. Jens und Uwe standen. Moin, moin; wir sind auf dem Weg nach Süden; nur für eine Nacht. Aufatmen. Auf dem Weg zum Abendessen, Ziel war die Kneipe am Fluß, hält Jens, der Zehnkämpfer, inne, nimmt einen Kieselstein auf und wirft ihn, mit wenigen Schritten Anlauf, in Richtung jenseitiges Ufer. Kurz vor dem Ufer plumpst der Kiesel ins Wasser. Uwe, ein schmächtiges Kerlchen, bei dem ich während des Urlaubs keine sportlichen Ambitionen bemerkt hatte, bückt sich nach einem passenden Kiesel, nimmt einige Schritte mehr Anlauf als Jens, bewegt sich eigentümlich tänzelnd, aber schnell vorwärts, springt vor dem Abwurf mit beiden Füßen gleichzeitig fest auf die Erde, steigt in die Höhe, die Arme hoch erhoben, der rechte Arm, dessen Hand den Kiesel hält, schwingt voll nach hinten durch, und nach dem Durchschwung, kurz nach dem tiefsten Punkt, verläßt der Stein die Hand — und landet weit jenseits des gegenüberliegenden Ufers. Uwe ist Kloot-Schießer. Neugierig geworden, mache ich mich nach der Abreise der beiden kundig. Mein altes Universal Konversations Lexikon, der Kürschner, gibt nicht viel her: «Klootschießen, ostfries. Wintervergnügen, bestehend im Werfen v. Holzkugein auf d. Eisfläche.» In der volkskundlichen Abteilung werde ich fündig. Uralt ist dieses Spiel; bereits im Jahre 1510 wird in einer ostfriesischen Urkunde von Strafen wegen Verletzungen durch «Kloote» berichtet. Und Verletzungen kommen auch heute noch vor. Nicht nur, weil ein guter Werfer die Kugel 100 Meter weit werfen kann (und so genau auch nicht weiß, wer da vielleicht im Weg rumsteht, zumal das Spiel keineswegs nur auf übersichtlichen Eisflächen stattfindet), sondern auch, weil die Holzkugel dreimal durchbohrt und die Bohrlöcher mit Blei ausgegossen werden, so daß die Holz-Kugel mit ihren 59 Millimetern Durchmesser auf ein Gewicht von 475 Gramm gebracht wird. Verletzungen rührten (und rühren?) allerdings nicht allzu häufig von unabsichtlichen Treffern her. Weit gefährlicher war das Spiel durch die Begleiterscheinungen: Gespielt wurde nämlich häufig Kirchspiel gegen Kirchspiel, Vogtei gegen Vogtei, Städtchen gegen Städtchen. Es wurde und wird heftig getrunken. Wetten in oft beträchtlicher Höhe laufen und liefen mit. Und so waren Massenschlägereien und tiefe Feindschaften keine Seltenheit. In Jever wird vom Fürsten Friedrich August im Februar 1755 ein «Proclama» erlassen und von allen Kanzeln des Jever-Landes verlesen. Damit wird das Kloot-Schießen «in Zukunft gantz und gar verboten», weil durch das Spiel «Unfug und Schlägereien angerichtet» und «dabei Leute wol gar gefährlich verwundet worden». Es nützt nichts, daß die jeverschen Räte, mit dem Verbot nicht einverstanden, daran erinnern, daß «viele Arten von Zusammenkünften [...] oft viel schlimmer auslaufen als das Klootschießen, z. B. die Versammlungen bei Hochzeiten und Begräbnissen, in Wirtshäusern, die jedesmal fast Gesöff, Schlägerey und Meuterey mit sich bringen». Erst 1793 wird das Kloot-Schießen unter strengen Auflagen und Strafandrohungen wieder erlaubt. «Das Klootschießen von Kirchspiel gegen Kirchspiel, Vogteien gegen Vogteien, bleibt gäntzlich bei der gesetzten Strafe verbothen.» Manfred Jander/Günther R. Schulz Laubacher Feuilleton 15.1995, S. 3 Die Zitate sind entnommen: Karl Fissen, Jever — Volkskundliches aus einer kleinen Stadt und ihrer Landschaft, Verlag C. L. Mettcker & Söhne, Jever 1960; Photographie: ksmichel CC
SportSprech oder: Der Wontorra in uns allen Alle Theorie is grau, Praxis is auffen Platz — gäbe es ein Motto zum Kapitel Sport und Nostalgie, wäre dieses geeignet wie kein zweites. Vielleicht gab es einmal eine Zeit, da noch die Sachen von der Sprache getrennt werden konnten, wo Phantasmen der unmittelbaren Körpererfahrung und das intellektualverdächtige Reden/Schreiben zwei grundverschiedene Bereiche waren. Das distante Verhältnis von Wort und Sport geht noch aus einer Eintragung zum Stichwort im Grimmschen Wörterbuch hevor, wo fast pikierlich über ‹Sport› geschrieben steht: «mask. leibesübung als spiel und zum vergnügen; ein englisches Wort, das die vergnügungen des feldes, der jagd, wettrennen, schwimmen und sonst allerlei kurzweil nach festen regeln ausgeführt, bedeutet; im mittelenglischen disport, mit dem verbum disporten sich vergnügen lautet und auf altfranz. desport, ital. diporto belustigung, freude, vergnügen zurückgeht.» Sport wird dort noch als Lehnwort beschrieben, man merkt das Langhosige und Kurzatmige dessen, der von Büchern umstellt nichts als neue Bücher schreibt. Im Medienzeitalter scheint jedoch das Verhältnis von Körperschrift und Schriftkörper unentwirrbar geworden, mit Vorteilen für beide Seiten: Sport affiziert Sprachgewohnheiten, die zu Sprachgesten werden, schafft Textkreationen, die nur im innigsten Verbund von Körper und Text denkbar sind, es geht um ein umfassendes Sprachspiel mit kulturellen Ambitionen. Ein Beispiel für den Epochenwandel dieses Verständnisses zunächst aus dem Bereich des Schiedsrichterdeutsch. Folgender wichtiger Dialog zwischen Willi Ente Lippens und einem Schiedsrichter anläßlich einer gelben Karte wird bis heute an der Essener Hafenstraße memoriert: «Ich verwarne Ihnen.» — «Ich danke Sie.» Was den Platzverweis nach sich zog, denn irgendwie ging dem Schiri auf, daß da was nicht stimmte — oder war ihm gar klar, daß es sich um eine intertextuell veranlagte, ironisierende Replik auf den Satz von Boß Rahn handelte (der 1954 auf den Glückwunsch des Essener Bürgermeisters ebenso antwortete, nur ernstgemeint)? Das Bild des stammelnden Profis gehörte lange zum Grundverständnis des Sportfreundes, und vielleicht liegt es in der Tradition der Naturbünde, Wandervögel et cetera, daß man nur bei Hirnabgabe so richtig Mensch sein durfte, das Andere der Vernunft zu seinem Recht kommen lassen konnte. Aus dem Rahmen fallend, wenn mal einer lesen/schreiben/sprechen konnte oder gar Zahnarzt war (wie Frankfurts Torwart Peter Kunter, dessen Doktorgrad bei jeder Robinsonade mitgenannt wurde). Heute hingegen gehört Eloquenz zur Grundausstattung wie Ballstoppen, Anlaufnehmen oder Schuheputzen, sind Interviews ja auch vertraglich festgelegt — und wiederum betrifft das auch den Schiri, vulgo: Schiedsrichter, der sich gegen Videobilder mit Rhetorik wappnen muß: «Ich pfeife live, nicht Zeitlupe», eine staunenswerte synästhetische Figur bei adverbialem Gebrauch eines Substantivs (hier von Dieter Pauly). Sport hatte bis tief ins 20. Jahrhundert keinen Platz in der Höhenkammliteratur, sieht man von gelegentlichen asides ab (im King Lear lautet eine — signifikant genug — Beschimpfung: «you base football-player»), wird dann im Zuge der Annäherung von Alltag und Kunst langsam salonfähig. In Joyces Finnegans Wake gibt es eine Passage über Football, aber so hoch muß man gar nicht greifen; Ringelnatz spottet über den Fußballwahn eines, der alles treten muß, was ihm in den Weg gerät, zum guten Schluß den Erdball spannstoßen will und sich zum Anlaufholen aus der Atmosphäre entfernt. Daß Fußball diskursfähig wurde für die Linke, hat Walter Jens gefördert, der sich seit einiger Zeit mit Sitten und Gebräuchen des DFB befaßt oder die Fußballer ob ihrer Berufsauffassung mores lehrt (s. Deutschland-Österreich 1:0). Von noch größerer Wirkung war vielleicht die Geste Peter Handkes, eine Nürnberger Mannschaftsaufstellung zum Gedicht-Standbild zu (v)erklären, ganz zu schweigen von seiner Angst des Tormanns beim Elfmeter, wo Fußball, obzwar Nebenthema, doch stilbildend wirkt bis in die Kriminalstory hinein: ein ehemaliger Torwart begeht einen Sexualmord und wird verfolgt, hat eine Menge sonderlicher Wahrnehmungen und betreibt Erkenntnistheorie; es geht um die Vorwegnahme der Perspektiven von Täter und Opfer, Verfolger und Verfolgtem, allerhand Intersubjektivitätsproblematik also, die da am Torwart erläutert wird (wenn der Stürmer weiß, daß sich sein Gegenüber meistens die linke Ecke zum Fliegen aussucht, dieser aber weiß, daß der Stürmer das weiß, also heute andersherum spekuliert und in die rechte Ecke tauchen wird — womöglich, denn er weiß ja auch, daß der Stürmer dies weiß, der nun vielleicht ... usf. ad infinitum). Mittlerweile gibt es regelrechte Anthologien, wohlfeil als Insel- oder Reclam-Taschenbuch (Literatur und Sport, Doppelpaß und Abseitsfalle) zu haben, vorzügliche mentalitätsgeschichtliche Beiträge finden sich in: Kein Mann, kein Schuß, kein Tor von Helmut Böttiger. Sport und Sprache kokettieren miteinander (oder machen im rebreak Anleihen, pardon, Tennisfreunde); Zeugen gibt es dafür, daß aus Otto Rehhagels Ballonseidenanzug ein Hölderlin- oder Adorno-Bändchen lugte, nicht nur für den Fall eventueller Langeweile, sondern um das Spiel am Wort, das eine am anderen steigern zu können. Vorbei ist das antike Trainerdeutsch: «Ihr fünf spielt jetzt drei gegen vier!» (Adi Preißler), gesprochen von Dummdeubeln des «Mach ihn rein», heute muß man schon subtilere Verbalgebäude bauen, um Stellung zu nehmen. Oder man wird gleich zum Philosophen wie Dettmar Cramer («Der Mensch steht dem Menschen im Weg»), intelligenter wohl César Luis Menotti, der wie folgt für einen linken Fußball plädiert: «Das Spiel basiert auf Inspiration, auf Einsatz zu Diensten der Intelligenz. Nur dann ist Fußball ein kulturelles Phänomen» — der Mann hat nie die deutsche Nationalmannschaft trainiert, oder der Spruch ist eine Warnung vor ihr ... Nicht nur hat aber die Sprache rund um den Sport mindestens soviel Unterhaltungswert wie die Sache selbst; vielmehr wäre SportSprech als Unterabteilung der Alltagssprache eine umfassende linguistische Aufgabe. Da gibt es die Kalauer der Regelsprache, nach der ein Tor erzielt ist dann, «wenn der Ball die Torlinie zwischen den Torpfosten und unter der Querlatte vollständig überquert hat, ohne dabei von einem Spieler der angreifenden Mannschaft absichtlich mit dem Arm oder mit der Hand angehalten bzw. geworfen, getragen oder gestoßen worden zu sein, ausgenommen vom Torwart, der sich innerhalb seines eigenen Strafraumes befindet». Man könnte auch befinden: drin ist drin, das Runde muß in das Eckige, Bude ist Bude. Es gibt die Sprache der Fans, und auch hier mit ganzer Bandbreite: von Schmähungen («Heino» für Effenberg) und Drohgebärden: «Zieht den Bayern die Lederhosen aus» (minder begabt) bis zu Beschwörungsformeln: «unabsteigbar/sofortwiederaufsteigbar» (kleistpreisverdächtig). Ungezählt sind die Verbaltaten der Spieler, die jeden kulturellen Rand epiphanisch zum Zentrum werden lassen. Dazu eine kurze Blütenlese — etwa in moderner Melancholie: «Heute hatte ich kein Glück, und dann kam auch noch Pech hinzu» (Jürgen Wegmann), zu Wasserständen des Emotionshaushaltes: «Vom feeling her hatte ich ein gutes Gefühl» (Andreas Möller), die phatische Phase der Gesprächs-und Satzeinleitung studierend: «Ja gut, ...» (Lothar Matthäus et alii), geheimnisvoll orakelnd bzw. Tautologien erprobend: «Das Geheimnis des Fußballs ist der Ball» (Uwe Seeler), oder Boris Becker adaptieren: «Wir waren heute mentalmäßig nicht so gut drauf» (bei Bedarf jeder mal). Es gibt dann die Unwörter des Reporterdeutsch: «Werkself» (die Mannschaft verdient so viel wie ein ganzes Werk), «Pausentee» (Amphetamin-Vitamin-Cocktail, gerne auch intravenös verabreicht), «Großverdiener» (einer, der mehr als drei Mio DM per annum hat) vs. «Malocher» (solche mit nur 500.000 Mark), «Es läuft gut für den FC» (wer wird hier gelaufen, mit Rilke: «welcher Spieler hat uns in der Hand?»), eine Mannschaft spielt zum Tanz auf, die roten Teufel brennen und beißen, die Geißböcke müssen bei den Hörnern gepackt werden (beliebte Stilfigur der Zoomorphisierung von Sportlern). Hatte noch Jahn, der Turnvater, sich nicht nur um Brustkorbweitung, sondern auch um die unsägliche Eindeutschung so manchen Fremdworts bemüht und sich als Purist hervorgetan, ist heute ein Katalog von Internationalismen gefragt. Nicht immer richtig, aber immer öfter: «á la bonheur» soll soviel heißen wie «gut gemacht» (Jörg Wontorra, Gesichtsstrecker, derselbe, der auch jetzt noch vom «catennaccio» spricht, vom «match» oder «event», gar Frauen für den Sport begeistern will). An Figuren noch erwähnenswert: Dieter (der ehrlich Betroffene) Kürten, jovial-pastoraler Schwadroneur zwischen Du und Sie, oder der nationalistisch geifernde Heribert (Schöngunnabendallerseits) Faßbender, bei dem die Tottenhamer Hotspurs zu «Tottenhämmerchen» werden (auch er in Sachen Übersetzung stets um Volksbildung bemüht: aus dem Titel «We are red we are white, we are danish dynamite» macht der Quasisimultandolmetscher «Wir sind rot, wir sind weiß, wir sind Dänisch-Dynamit!»), sein unglaublicher Kompagnon Rummenigge KarlStrichHeinz, der sich für keine Doublette zu schade ist, noch den mörderspannendsten Angriff mit einem «Ja, das war natürlich eine ganz gute Chance» erledigt oder bei drei Toren Vorsprung alle 45 Sekunden «bis dato» gar «fast so etwas wie eine kleine Vorentscheidung» gefallen sieht; der softe Michael («Ich tu's mit allen») Steinbrecher, der sein ‹Ich-versöhne-mich› inszeniert — alles eher identifikationsuntaugliche Leute. Und erst die Privaten: der doppelt-inkompetent-gelockte Uli Potofski, der «aiaiai» und «ojeojeoje» ejakuliert und dies mit Authentizität verwechselt, der charmant an allen wichtigen Fragen sich vorbeischlängelnde Reinhold Beckmann, Bremen-Wontorra wie gehabt, und nicht zu vergessen das unbestrittene Talent Marcel Reif (Wer zweifelt so smart durchs ganze Land?), der stets mit wabernden Lyrismen zu begeistern wußte («Einsam steigt der Ball in den Abendnebel», «Uerdingen spielt wie Maria Stuart, schön, aber unglücklich»), der auch mit kessen Sprüchen nicht geizte («Wenigstens hat er einen talentierten Friseur», über Jürgen Kohler), Wahrheiten schuldlos benannte («Ich kann Sie beruhigen, in der Halbzeit hat sich am Spielstand nichts geändert»), dann aber ein bißchen verkalauerte («Lieber Ephedrin als Effe draußen») und nunmehr in den Jagdgefilden der Champions-League bei RTL — wes Brot ich eß', des Lied ich sing — sich auch schon mal sehr parteiisch gibt. Nur noch Nostalgikern bekannt sind Herbert Zimmermann (der Redliche von 1954: «Tor, Tor, Tor, Tor, Tor für Deutschland, halten Sie mich für verrückt, halten sie mich für übergeschnappt, ich glaube, auch Fußball-Laien sollten ein Herz haben»), oder Ernst Huberty, der mit unfehlbarem Turnlehrercharme den samstäglichen Gottesdienst zur Institution machte, vergleichbar dem ‹Henkel-Mann›, der in den 70er Jahren über die Vorteile dieses Waschmittels werbenderweise dozierte. Kaum eine Träne gibt es aber wohl für Hans-Joachim Rauschenbach, den Überwinder des Fußballs aus dem Geist der gequälten Metapher. Ach, endlos wäre ein Glossar der Redefiguren anläßlich sportiver Ereignisse. Was bleibt, sind Denk-Bilder, mit Sprache stets neu zelebriert, nihil humanum alienum est. Wie Netzer auf und davon geht und 1972 den Pokalsiegtreffer markiert, wie Hoeneß 1976 den Elfmeter in die Wolken jagt, wie der kesse Rabah Madjer mit der Hacke hinterfüßig den Bayern den Europapokal wegschießt (1987) oder der Dortmunder Borsigplatz gelb-schwarz angestrichen wird — Bilder alles, die aber die Sprache brauchen und so in die Wahrnehmung aller zukünftigen Ereignisse eingezeichnet sind. Es regnet, es schneit, es spricht, es schreibt, keine Narrheiten ausgeschlossen, die das demokratischste an der Sprache sind — der Rest wäre sonst Schweigen. Kein Ende sei des ewigen Sprüchemachens! Ralph Köhnen Laubacher Feuilleton 15.1995, S. 2
Günter Netzer oder Der Diagonalpaß (auch) als Textkultur Samstag, der, subst. masc., Zeit der Rekreation für Erstligaprofis, die die Spielexegese des Trainers aushalten müssen, die Zeit der Experten, ihre mit dem Zeigefinger auf feuchte Biertische gemalten Spielzüge noch einmal zu besprechen, für Journalisten, über Nobilitierung oder Verdammnis eines Klubs zu befinden, Zeit auch für Walter Jens, über Sprachgebräuche und Denkweisen der Profis Gericht zu halten ... Zeit jedenfalls, viel Sprache über ein Spiel zu breiten, das doch vermeintlich vom reinen Sehen, der voluptas oculorum und auch ansonsten von überschäumender Entindividuation lebt. Nicht nur, aber besonders Wittgenstein, sieht hier über das Sehen hinaus: «Ich werde auch das Ganze: der Sprache und der Tätigkeiten, mit denen sie verwoben ist, das ‹Sprachspiel› nennen.» Sprache hat Teil an Lebensformen und Tätigkeiten mit fließenden Übergängen zu ihnen. Fußball ist kommentarbedürftig wie abstrakte Kunst und erzeugt auf diese Weise Texte, die mit ihm in einem komparativen Freundschaftsverhältnis stehen, der Sport wird narrativ: Geschichten können sich daranhängen, und die Metaphorik der Kommentatoren fällt nicht selten proliferierend aus. Spiele sind Regeln, die ihre Verletzungen definieren, Differenzierungen schaffen, eine Spielsyntax definieren, Erwartungen kreieren und Spielräume gewähren. Sie benötigen und evozieren das Wort, sind abgeleitete, imaginäre Wunscherfüllung, doch deswegen nicht weniger real in ihren Konsequenzen: den sich anschließenden Kommunikationen und dem, was man an zeitgenössischer gesellschaftlicher Philosophie dahinter erkennt. Günter Netzer und kongeniale Kollegen konnten mit dem, was seit ein paar Jahren unter «kontrollierter Offensive» (Otto Rehhagel) firmiert, nie etwas anfangen. Dem Diagonalpaß fehlt jede Langeweile, er ist äußerst riskant, eröffnet Räume, ist ein di-agon: blitzschneller Flirt des Auges mit der Tiefe des Raumes, abgesetzt gegen die öde Breite des Feldes, Beschleunigung, in der der Ball zum Signifikanten wird, ein «zwischen Fall und Flug noch unentschlossener», der, im Faszinosum des Flugs und der nie ganz sicheren Ankunft, «den Spielenden von oben / auf einmal eine neue Stelle zeigt, / sie ordnend wie zu einer Tanzfigur.» (Rilke, Der Ball) Der Diagonalpaß schafft überraschende Konstellationen. Er ist so schnell wie sensibel und formuliert einen Spielstil gegen unintelligente Kraftmeierei, gegen das Ermauern von Punkten unter dem Diktum, hinten dicht zu machen, auf das vorne der liebe Gott helfe, er ist gegen die Anspruchslosigkeit des Querpasses und die blanke Beleidigung, den Rückpaß, gegen schiere Bankkontenbewegung und verbissene Athletik, gegen die Merkantilorientierung von fußballernden Geschäftsleuten. Denen ist nämlich ebenso wie Ideologen die verschwenderische, jedenfalls riskante Bewegung suspekt. Der Diagonalpaß, schon spielimmanent ein Dialog der Ebenen, greift auf den Zuschauer über. Dieser begeht den gelebten Raum mit Texten, Kommentaren, er ist ein lesendes und sprechendes Auge — und hieran bemißt sich auch Netzers Leistung: welche Anschlußpotentiale haben seine Pässe, in welchen Gesprächsstand setzen sie den Betrachter, welche Denkhaltungen ermöglichen sie? Zum Beispiel: den Fußballspielern das Spielen (O, FC Bavaria, si tacuisses, was die Herrschaftsansprüche betrifft!), den Politikern die Politik und den Autoren ihre Schrift nicht einsam und kommentarlos zu überlassen. Nicht nur von Spielern, Politikern oder Autoren wird Interviewkompetenz gefordert. Zuschauer und Rezipienten sind Gesprächsmitgestalter, wenn sie die sonst getrennten Bereiche miteinander ins Spiel bringen. So appelliert der Diagonalpaß an die Politik, nicht zu mauern oder das Erreichte zu konservieren. Ebenso verdächtig ist ihm das Sichern von semantischen Besitztümern. Eine Textkultur des interpretatorischen Risikos ist gefordert: nicht sparsam zum Ziel zu kommen, sondern die Verschwendung, die Lust und den Plural zu riskieren als einen Umweg: als ein Abenteuer, das Leser und Text gleichermaßen zustößt. Ralph Köhnen Laubacher Feuilleton 1.1992, S. 1
|
weiterblättern ist das anwachsende Archiv der édition csc, mittlerweile in aktueller Fortsetzung. Partenaire, Partner. Letzte Aktualisierung: 05.12.2013, 18:31
Zum Kommentieren bitte anmelden.
Links: ... Aktuelle Seite ... Inhaltsverzeichnis ... Autorinnen und Autoren ... Inwendiges ... Impressum ... Blogger.de ... Spenden Letzte Kommentare: / Biographische Notiz (edition csc) / Martin Knepper (edition csc) / Enzoo (52 [2.10.2012]): (edition csc) / Liebe virtuelle Verleger, (edition csc) / Unglaublich (jean stubenzweig) / Herbert Köhler (edition csc) / Das sehen wir (edition csc) / Guter Artikel! (wolfganggl) / nur konsequent, dass storck... (vert) / Telephon-Spiele (edition csc) / Ein Porträt (edition csc) / Unser Häus'chen (daniel buchta) / Die bagonalistische Ballastung (edition csc) / Dictionnaire (edition csc) / Eine Antwort (edition csc) / Please copy (einemaria) / kid37, "We learned more from... (kreuzbube) / Der bildenden Zeitung (edition csc) / Da sieht man es. Nicht in... (kid37) Privatsphäre: Suche: |
|