Monte Carlo — Indiskretionen und Erlebnisse Geschichte der Spielbank (Teil 3) [Teil 1 • Teil 2] Administration und Organisation der Spieltische Jedem, der den ersten Schritt ins Kasino gethan, drängt sich die bis zur höchsten Vollendung gediehene Organisation der Spielbank und der tadellos funktionierende Beamten=Mechanismus auf, der bis ins kleinste durchgeführt ist. Und in der That, die Verwaltung ist eine mustergültige und die Disziplin der Angestellten eine vortreffliche. An der Spitze des Ganzen steht der General=Direktor, dem wieder 2 Direktoren, mehrere Administratoren und Inspektoren untergeordnet sind. Sowohl unter den höheren Chargen wie Croupiers findet man eine große Anzahl Deutsche, die größtenteils schon in den deutschen Spielbädern ihre Karriere begannen. von 10 Uhr morgens an stehen die Schreib- und Lesesäle den Mitgliedern des ‹Cercle Etrangers› zur Verfügung, die Spielsäle werden jedoch erst um 12 Uhr geöffnet. Schon lange vor der Eröffnung des Spieles sitzen die zum Frühdienst kommandierten Croupiers an ihren gewohnten Plätzen, um sich zu der bevorstehenden Schlacht zu präparieren. Um 5 Min. vor 12 öffnen sich die heiligen Thore, und das von der Leidenschaft erhitzte Publikum, das schon seit einer halben Stunde vor derselben ›Queue‹ gemacht, strömt hinein, um schnell von einem Sitzplatz Besitz zu ergreifen. Von 12 Uhr an beginnt das Spiel, das ununterbrochen bis 11 Uhr abends fortdauert. Während der Hochsaison (Dezember bis April) sind 10 ‹Roulettes›- und 4 ‹Trente et Quarante›-Tische in beständiger Thätigkeit, um den großen Andrang zu bewältigen. Im Sommer, während der heißen Zeit, ist die Zahl auf 3 ‹Roulettes›- und 1 ‹Trente et Quarante›-Tisch reduziert. Die ‹Roulettes› sind, wie nicht anders zu erwarten ist, äußerst exakt gearbeitet; der Kostenpreis stellt sich pro Stück auf 900 Frks. — Die Kenntnis der Technik des ‹Roulette› und ‹Trente et Quarante› dürfen wir wohl bei dem freundlichen Leser voraussetzen und umgehen daher diese Schilderung. — Jeden Morgen werden die Roulettes umgewechselt und mit einer Wasserwaage auf ihr ‹Equilibre› geprüft, denn es ist klar, daß selbst der kleinste Fehler am Roulette gar bald von einem aufmerksamen Spieler bemerkt und ausgenützt würde. Vor Jahren war dies anders; da blieben die Tische einfach stehen, wo sie einmal standen, und ein Prüfen auf tadelloses Funktionieren war noch unbekannt. Und gerade diese Nachlässigkeit hat der Bank einmal viele Hunderttausende gekostet; hier der Fall: Mehrere Italiener spielten seit Wochen an demselben Tische und machten die sonderbare Entdeckung, daß die große Mehrzahl aller Coups sich auf einen Teil des Zylinders konzentrierte. Dies nützten sie nach allen Regeln der Kunst aus, und das Resultat war, daß sie in 14 Tagen der Bank ca. 300 000 Frks. abgenommen hatten. Erst nach Wochen fielen der Administration die sonderbaren Manipulationen dieser Spielerliga auf, und sie untersuchte die Sache näher, wobei sich herausstellte, daß die ‹Nadel›, auf welcher der Zylinder kreist, vollständig abgenutzt war und sich nach einer Seite hingebogen hatte. Seit dieser Zeit werden die Roulettes jeden Morgen umgewechselt und auf ihre ‹Zuverlässigkeit› untersucht, sodaß der Spieler, der heute gewonnen, morgen nicht mehr weiß, wo sein gestriges Glücksrad funktioniert. — — An jedem Roulette sitzen 6, an den Trente et Quarante-Tischen 4 Croupiers, welche von zwei ‹Chefs de Partie› überwacht werden. Alle Croupiers werden sehr oft mit militärischer Präzision gewechselt, sodaß kein Croupier vorher wissen kann, wo er vielleicht in einer viertel Stunde sitzen wird. Während der Hochsaison müssen sie sogar von abends 8 Uhr an im eleganten Smoking ‹arbeiten›. Dieses Equipierungsstück wird jedem Croupier von der Administration gratis geliefert und alljährlich erneuert. Die Gesamtzahl der während der Hochsaison beschäftigten Croupiers beträgt nahezu 300, darunter eine große Anzahl der deutschen Nationalität, die nur für die Wintermonate in Monte Carlo Beschäftigung finden. Der gesamte Tagesdienst dieser Croupiers beschränkt sich auf 5-6 Stunden und wird in der Weise geregelt, daß die eine Abteilung von 12-2 und von 5-8 Uhr, die andere von 3-5 und von 8-11 Uhr arbeitet. Der ganze Vormittag steht zur freien Disposition der Herren Croupiers, damit dieselben sich von der anstrengenden Arbeit ein wenig erholen können. Dieser Stundenplan gilt für die Hochsaison. Im Sommer hat jeder Croupier nur alle drei Tage Dienst und geht überdies noch einen Monat auf Urlaub, in welchem er sein Gehalt prämunerando empfängt. Gewiß eine beneidenswerte Existenz. Neue Croupiers werden erst in der ‹Ecole de Roulette› in der Condamine vorgebildet, ehe sie endgültig Anstellung finden. Das Gehalt des Croupiers beginnt mit 2400 Frks. und steigt bis zu 4800 Frks. per annum. Außerdem erhält jeder eine jährliche Renumeration in Höhe seines Monats=Salärs sowie verschiedene Vergünstigungen. Die im Auslande wohnenden, nur für die Hochsaison engagierten Croupiers erhalten außerdem ein ‹Déplacement› von 500 Frks. Der ‹Chef de Partie› beginnt mit 5000 Frks. per Jahr und kann es im Laufe der Jahre bis zu 8000 Frks. bringen. Diese Lohn=Scala gilt aber nur für die am Roulette arbeitenden Croupiers, während ihre zum ‹Trente et Quarante›-Diest arrangierten Kollegen sich um ca. 12 bis 1500 Frks. per Jahr besser stehen, wie denn auch schon der ‹Trente et Quarante›-Croupier unter seinen Berufsgenossen als der ‹höhere im Range› gilt. Trotz dieser guten ‹Arbeitsbedingungen› sind doch nicht alle mit ihrem Lose zufrieden, und schon des öfteren sind heftige Oppositionen vorgekommen. So ereignete sich im Winter 1896 der fast unglaubliche Fall, daß sämtliche Croupiers streikten! Die Veranlassung zu diesem denkwürdigen ‹Croupier=Streik› war folgende: Ein vom Glück begünstigter Spieler hatte viel gewonnen, und um sich dem Croupier, der ihm die Einsätze plazieren geholfen, erkenntlich zu zeigen, schenkte er diesem am Spieltische einige Goldstücke, die dieser trotz der Intervention des ‹Chef de Partie› auch einsteckte. Am andern Morgen erhielt der Croupier seinen Laufpaß, denn es ist den Angestellten streng untersagt, irgend welches ‹Pourboire› anzunehmen. Die große Mehrzahl der Croupiers erklärte sich jedoch mit ihrem Kollegen solidarisch und weigerte sich, ‹die Arbeit aufzunehmen›. Da war guter Rat teuer, und die Administration mußte sich bequemen, den entlassenen Croupier wieder anzustellen, womit der ‹Strike› als beigelegt erklärt wurde. An diesem Tage konnten die Spielsäle erst geraume Zeit später eröffnet werden, wie sonst üblich. Der betr. Croupier wurde nach Ablauf seines Kontraktes nicht wieder engagiert. — Übrigens sei bei dieser Gelegenheit bemerkt, daß die Art und Weise, wie manche, größtenteils jüngere Croupiers mit dem Publikum umzugehen belieben, sich nicht eben durch hervorragende Eigenschaften persönlicher Höflichkeit und Liebenswürdigkeit dokumentiert. Vortrefflich hebt sich von diesen Elementen die ‹alte Garde‹ ab, die weit intellegenter und manierlicher ist und die es an der nötigen Höflichkeit und Zuvorkommenheit nicht fehlen läßt. — Eine ganz besondere Institution im Kasino sind die ‹Mouchards› (Dieses ‹Bureau d´espionnage› funktioniertso exakt, daß man über jeden Spieler orientiert ist und nicht nur weiß, ob er gewonnen oder verloren, sondern auch so ziemlich dessen Verhältnisse etc. kennt) eine Art argens rerum, geheime Spione, die der Spielerwitz ‹Mouchoirs›, Taschentücher, getauft hat. Es sind dies einfach schwarz gekleidete Herren, die in den Spielsälen sich so unauffällig wie möglich bewegen und sowohl die Croupiers als auch die Spieler beobachten. Dieser Überwachungsdienst ist zu kompliziert und so zuverlässig, daß es heute gänzlich ausgeschlossen erscheint, daß es jemals noch einer Gaunerbande wieder gelingen könnte, der Bank unter Mithilfe betrügerischer Croupiers Geld abzuknöpfen, wie dies durch einen fein durchdachten Gaunerstreich vor mehreren Jahren der Fall war, der der Bank 300 500 Frks. kostete. Dieses verwegene und freche ‹corriger la fortune› war vorher mit einem Croupier, der als ‹Tailleur› am ‹Trente et Quarante› thätig war und dem man ein Drittel des zu machenden Raubes versprochen, ausgeheckt und, wie folgt zur Ausführung gebracht: An einem Nachmittage in der so sehr belebten Hochsaison betraten zwei Herren, ihrem Accent nach Engländer, mit dem Hut in der Hand, die Spielsäle, wo sie das Spiel am ‹Trente et Quarante› mit Interesse zu verfolgen schienen. Während der eine Engländer einen am Tische freigewordenen Platz besetzte und den Gang des Spieles markierte, auch ab und zu einen kleinen Satz machte, trat der andere Kumpan zu dem ‹Tailleur›, diesem eine 1000 Frks. Note zum Wechseln reichend. Bei dem Einstreichen des Goldes benahm sich der Engländer so ungeschickt, daß ein großer Teil der Goldfüchse auf den Schoß des ‹Tailleurs› rollte, Der ‹Tailleur›, der wie immer einen Teil der Karten in der Hand hielt, bückte sich nun diensteifrig, um dem Engländer behilflich zu sein. Niemand achtete weiter darauf, denn dergl. Vorkommnisse passieren täglich oft mehere Male. In wenigen Sekunden war alles erledigt, und das Spiel nahm seinen Fortgang. Der Engländer setzt nun 25 Louis auf ‹rouge›, und sein Vertrauter wirft nonchalant 12 000 Frks. — das Maximum — auf die gleiche Farbe. Es gewinnt ›rouge‹. Beim zweiten Coup setzen beide je ein Maximum, und der ‹Tailleur› schlägt ‹rouge›, ‹rouge›, nichts als ‹rouge›. Alles verfolgt mit gespannter Aufmerksamkeit das Spiel der beiden, die, ohne eine Miene zu verziehen, ein gewonnenes Maximum nach dem andern einziehen. Der ‹Chef de Partie› hat bereits neuen Zuschuß von der Haupthalle erhalten, denn die beiden Engländer haben die Kasse bereits gründlich geleert. Der ‹Tailleur› bringt eine Serie von 13 ‹rouge›! «La couleur rouge est passé treize fois», ertönt es im Chorus um den Tisch herum. Den 14. Coup warteten die die beiden Ehrenmänner gar nicht mehr ab, sondern entfernten sich schleunigst mit ihrem Raube: 300 500 Frks.! Dieses schleunige Verschwinden der beiden Engländer mag wohl in dem Saal=Inspektor den ersten Verdacht geweckt haben, denn als die ‹Taille› beendet ist, läßt er die gebrauchten Karten einziehen und mit neuen Karten weiterspielen. Im Bureau zählt man die Karten nach, und es stellt sich heraus, daß so und so viele Karten zu viel sind. Der ‹Taiileur› hat also mit präparierten Karten manipuliert und wird sofort verhaftet ... Vor Gericht leugnete er zwar hartnäckig, wurde aber doch schuldig befunden und zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt. Die beiden Engländer sind jedoch mit ihrem Raube entkommen, und man ist ihrer nie habhaft geworden. — — — Diese betrügerliche Manipulation wurde dadurch ermöglicht, daß der ‹Tailleur› im Besitze der gleichen Karten war, wie sie am Tische gebraucht worden. Es wurden nämlich damals noch den Croupiers Karten von der Administration geliefert, damit diese sich zu Haufe die nötige Routine und Eleganz im Taillieren aneignen sollten. Seit diesem Vorfalle giebt die Administration keine Karten an ihre Angestellten ab, sondern es ist jedem freigestellt, sich die Karte zu seiner ‹besseren Ausbildung› zu verschaffen, wo er will. Es ist heute gänzlich unmöglich, sich auch nur eine einzige ‹Trente et Quarante›-Karte des Kasinos zu verschaffen. Die am Tische benutzten Karten werden jeden Abend nach Schluß der Sitzung gezählt und vom Direktor unter sicheren Verschluß gebracht, um dann von 8 zu 8 Tagen durch den Direktor in der Gas=Anstalt verbrannt zu werden. — Um 11 Uhr werden die ‹trois dernières› angesagt, und, nach Schluß des Spiels, in Gegenwart der Inspektoren, wird die Kasse eines jeden Tisches in große messingbeschlagene Koffer gethan, verriegelt und dem Kassa=Inspektor übergeben, der dieselben in das im ersten Stock gelegene Kassalokal bringen läßt. Am andern Morgen um 10 Uhr werden im Beisein der Direktoren und Inspektoren die Siegel abgenommen und Kassa gemacht. Das Geld eines jeden Tisches wird genau geprüft, gezählt, in Rollen gethan, diese gewogen, und schließlich alles genau gebucht. Sodann werden die Kassen der verschiedenen Tische wieder aufs neue dotiert und für den Beginn des Spieles in Bereitschaft gehalten. Die ‹Trente et Quarante›-Tische sind täglich mit 200 000 Frks., die ‹Roulette›-Tische mit 100 000 Frks. dotiert. — Sind große Summen gewonnen, so bringt man das Geld in den Keller, wo in feuer= und diebessicheren Gewölben — gleich Danaë, unberührt eingeschlossen — Reserve=Millionen liegen, scharf bewacht, unter beständiger Kontrolle und für niemand zugänglich. Fritz von der Elbe Über den Autor sind uns keine Einzelheiten bekannt. Laubacher Feuilleton 15.1995, S. 15 Aus: Monte Carlo, Indiskretionen und Erlebnisse aus einer Spielhölle, Druck und Verlag von Wilhelm Köhler, Minden i. W., circa 1900, Seiten 13-18
Lob der Torheit Zu Daniel Golemans Buch Emotionale Intelligenz 1859 veröffentlichte Darwin sein Buch Origin of Species. Im selben Jahr übrigens entstand die Schrift Zur Kritik der politischen Ökonomie von Karl Marx. (Das Kommunistische Manifest war da schon elf Jahre alt.) Noch früher, 1840, erschien der zweite Teil von Alexis de Tocquevilles Buch Über die Demokratie in Amerika. Bezüglich des Erscheinens von Darwins Werk meinten die Historiker Samuel Eliot Morison und Henry Steele Commager: «Im Jahre 1860 glaubte fast jeder Amerikaner an den Wortlaut der biblischen Schöpfungsgeschichte und war der Ansicht, daß die einzelnen Geschöpfe von Gott zum besonderen Vorteil des Menschen erschaffen worden seien.» Das habe sich durch Darwin geändert. Es sei ein neues geistiges Klima geschaffen worden mit schwerwiegenden Folgen für Rechtswesen, Geschichte, Wirtschaftswissenschaft, Soziologie, Philosophie, Religion und nicht zuletzt Kunst. Eine neue Richtung der Philosophie bildete sich in der Nachfolge Darwinscher Theorien heraus, die als Pragmatismus bekannt wurde, an Namen kann man Charles Peirce, William James oder John Dewey nennen. Ein Kritiker des Pragmatismus, ein Europäer, genauer gesagt ein Italiener, erklärte, der Pragmatismus sei weniger eine Philosophie als eher eine Methode, mit deren Hilfe man ohne Philosophie auskommen könne. Für die Pragmatiker gibt es keine absolute Wahrheit, sondern nur eine relative, die abhängig ist von den jeweiligen gesellschaftlichen und persönlichen Umständen. Das bedeutet eine radikale Abkehr vom Idealismus mitteleuropäischer Prägung. «Die Pragmatiker betrachteten unsere Welt als etwas Werdendes. Sie beugten sich völlig unter die aus der organischen Evolution zu ziehenden Folgerungen und wandten sie auf Moral und Geistesleben sowie auf die sozialen Einrichtungen an. Wenn sie gefragt wurden, ob eine Handlung recht oder unrecht, eine Institution gut oder schlecht sei, so verwiesen sie nicht auf irgendeinen abstrakten Maßstab zur Beurteilung dieser Frage, sondern wandten ihre Aufmerksamkeit den Folgen zu.» — so Morison und Commager. Der Einfluß des Pragmatismus ist nicht zu überschätzen. Er hat sich mittlerweile weltweit und nahezu konkurrenzlos durchgesetzt. Eines seiner Krebsgeschwüre nennt sich Postmoderne und propagiert affirmatives Verhalten und erfolgsorientierten Individualismus, der als Pluralismus getarnt wird. Die Lehren der Postmodernen sind leicht zu begreifen und deshalb allgemein beliebt. Der Darwinismus ist zum Sozialdarwinismus verkommen, den Pragmatikern haben sich die Psychologen hinzugesellt, und schon haben wir einige schöne neue Probleme, die sich mittels praktischer Ratgeber in Buchform bestens vermarkten lassen. Ein Phänomen wurde noch vergessen. Es heißt Political Correctness, abgekürzt PC, und wendet sich, um ein signifikantes und damit ausreichendes Beispiel zu geben, gegen Mark Twain, weil dieser in Huckleberry Finn farbige Afroamerikaner als nigger beschimpft habe. Es wird erwogen, eine gereinigte Fassung herzustellen. Wenn wir nun alle diese Zutaten (außer dem Zyniker Marx und dem Analytiker Tocqueville natürlich, die von mir eigenmächtig und nur zu Vergleichszwecken in den Zusammenhang gebracht wurden) in einen Topf werfen, gut umrühren, den ganzen Brei auf geistiger Sparflamme nicht zu stark erhitzen, dann erhalten wir einen schalen Abklatsch mehrerer einst wohlschmeckender Gerichte, gewürzt mit einer Prise Denunziation. Gerade diese Würze ist es, die dem Brei ganz pragmatisch eine meß- beziehungsweise zählbare Akzeptanz verschafft. Der Brei nennt sich emotionale Intelligenz, die Würze verdient es, in ein paar Beispielen vorgestellt zu werden: «Woran liegt es beispielsweise, wenn Menschen mit einem hohen IQ straucheln und solche mit einem bescheidenen IQ überraschend erfolgreich sind?» (S. 12), «… daß soziale Intelligenz sich von den akademischen Fähigkeiten unterscheidet und wichtig dafür ist, daß man in den praktischen Dingen des Lebens gut zurechtkommt». (S. 64) «Cecil war ohne Zweifel ein heller Kopf; er hatte Fremdsprachen studiert und war ein vorzüglicher Übersetzer. Doch in manch entscheidender Hinsicht war er vollständig untüchtig. Es schien, als gingen Cecil die einfachsten sozialen Fähigkeiten ab [...]. Weil der Mangel an gesellschaftlichen Manieren sich am stärksten in Gegenwart von Frauen bemerkbar machte, kam Cecil in die Therapie [...].» (S. 156) Achtung Fremdsprachenstudenten, Achtung Übersetzer! Arbeitet an eurer «emotionalen Brillianz» (S. 161), sonst bekommt ihr nie eine Frau! Intelligenz ist nicht alles! «Information reicht nicht aus» (S. 324) behauptet Daniel Goleman, so nämlich heißt der Autor des Buches mit dem Titel Emotionale Intelligenz. Das heißt aber nicht, daß man sie — die Information — nicht braucht. Da geht es dem Autor so ähnlich wie mit der Intelligenz. Den Sinnspruch Erkenne dich selbst bezeichnet er als eine Ermahnung des Sokrates. Hätte der Autor aber jemals einen der platonischen Dialoge gelesen, dann hätte es ihm vermutlich vor rationaler und logischer Intelligenz in Verbindung mit zutiefst menschlichen Anliegen im Kopfe geschwurbelt. Aber «Erkenne dich selbst», das hat nicht Sokrates gesagt, das stand vielmehr am Eingang zum Apollo-Tempel in Delphi, wo sich bekanntlich ein Orakel befand. Und ein Orakel, das möchte der Autor schließlich auch sein. Er arbeitet mit der Technik des Kettenbriefs: Wenn du das und das nicht tust, dann wird dir Schlimmes widerfahren, es soll sogar schon Leute gegeben haben, die dann gestorben sind!. Wer nicht positiv denkt, dem wird ein höheres Todesrisiko bescheinigt. Wenn ein Unternehmen seine «kollektive emotionale Intelligenz» (S. 209) nicht steigere, dann werde es nicht nur nicht erfolgreich sein, sondern es könne gar das Überleben der Firma gefährdet sein. Und da offensichtlich rationale Intelligenz in den Vorstandsetagen großer Konzerne genauso rar ist wie rudimentäre Menschenkenntnis, versuchen sie es tatsächlich mit Golemans Methode. Laut Spiegel-Interview hat bereits ein großer internationaler Telephonkonzern Goleman um Rat gefragt. Wenn gesagt wurde, daß die Pragmatiker ihre Aufmerksamkeit den Folgen von Ereignissen zuwenden, so besteht ein besonderer Trick darin, die Ereignisse nur zu behaupten und nicht zu belegen beziehungsweise aus Folgen Ereignisse einfach zu konstruieren. Zum Beispiel: Tragen Teenager ständig Waffen bei sich? Goleman: «Diese Teenager sind die erste Generation, die sich ohne weiteres nicht nur einfache Waffen, sondern automatische Waffen beschaffen kann, so wie die Generation ihrer Eltern die erste war, die allgemeinen Zugang zu Drogen hatte. Die Tatsache, daß Teenager ständig Waffen bei sich tragen, hat zur Folge, daß Meinungsverschiedenheiten, die früher zu Faustkämpfen geführt hätten, leicht in Schießereien enden können.» (S. 358) Haben Sie den Trick bemerkt? Zuerst behauptet der Autor (ohne Beleg), daß sich Teenager jederzeit automatische Waffen besorgen könnten, untermauert durch einen hinkenden Vergleich. Im nächsten Satz ist es bereits eine Tatsache, daß alle Teenager ständig Waffen bei sich trügen. Genug der Beispiele. An einer Stelle zitiert Goleman ausgerechnet Erasmus von Rotterdam und zwar ausgerechnet Das Lob der Torheit. Es geht in dieser Stelle um, wie Goleman es ausdrückt, «diese ewige Spannung zwischen Vernunft und Emotion» (S. 26). Mehr Leidenschaft als Vernunft habe Jupiter den Menschen gegeben, ließ Erasmus die Dummheit sagen, und zwar aus dem Grunde, damit das menschliche Leben nicht völlig traurig und finster würde. Den nächsten Satz hat Goleman wohlweislich ausgelassen. Wir tragen ihn, gewissermaßen als Service für den Leser, nach: «Außerdem hat er (gemeint ist Jupiter; der Verf.) die Vernunft in einen Winkel des Kopfes verbannt und überließ den ganzen übrigen Körper der Verwirrung.» Um diese Verwirrung geht es Goleman. Die hat jeder, ganz im Gegensatz zur Vernunft: Schlau kann schließlich, so eine Kapitelüberschrift, dumm sein. Was brauche ich Intelligenz, wenn ich Gefühle habe! Zum Abschluß dieser kurzen Bemerkungen wollen auch wir Erasmus von Rotterdam, den aufgeklärten Humanisten par excellence, noch zu Wort kommen lassen. Er äußert sich auch übers Bücherschreiben. Es spricht, das darf man nicht vergessen, die Torheit: «Wieviel besser hat es der Schriftsteller meines Zeichens in seinem Wahn. Ohne große Vorarbeit schreibt er, was ihm gerade einfällt und unter die Feder kommt. Seine Hirngespinste setzt er gleich in Buchstaben um und hat nur wenig Scheu vor dem Druck. Er weiß, daß der größte Unfug von den meisten, das heißt von allen Dummen und Ungebildeten anerkannt wird. Was macht es schon aus, daß drei gebildete Männer, die es doch noch gelesen haben, verächtlich die Achsel zucken? Was wiegt schon die Stimme der paar Klugen gegen einen solchen Haufen?» Ivo Kranzfelder Laubacher Feuilleton 19.1996, S. 13
Punks und Journalisten Es war ein Kinderspiel: «Eckstein, Eckstein, alles muß versteckt sein.» Kennen Sie nicht? Na ja, vielleicht gab's das nur in Franken, wo ich aufgewachsen bin. Einer hält sich die Augen zu, und während er den Spruch sagt, müssen sich die anderen Kinder verstecken. Heute läuft das anders. Die Polizei hält die Augen offen, und sie können sich oft nicht schnell genug verstecken, die Punks. Abgesehen davon, daß Bayern rein geographisch gesehen tatsächlich zu den (deutschen) Südstaaten gehört, gibt es in diesem Landstrich eine Mentalität, die durchaus dem rassistischen Ungeist der amerikanischen Rednecks entspricht. (Die heißen übrigens deshalb Rednecks, weil sie ihr Haupthaar hinten so kurz scheren, daß zwischen Hemdkragen und Haaransatz immer ein Stück sonnenverbrannter roter Nacken sichtbar bleibt.) Aber Vorsicht, diese Dumpfmentalität ist bestimmt nicht auf Bayern beschränkt, wie Sie nach Lektüre des folgenden Zitats (aus der Süddeutschen Zeitung vom 18. September 1995) vielleicht annehmen werden: «Wegen offenbar geplanter Ausschreitungen hat die Passauer Polizei am Freitagabend 20 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 25 Jahren festgenommen. Unter ihnen waren auch zwei Mädchen. Sichergestellt wurden unter anderem vier Baseballschläger, fünf Messer, vier Gaspistolen und ein Schreckschußrevolver. Die meisten der potentiellen Randalierer kamen am Samstagmorgen wieder auf freien Fuß.» Das kann man sich auf der Zunge zergehen lassen: «Wegen offenbar geplanter Ausschreitungen.» Und: «Potentielle Randalierer.» Stammt von dpa, die Meldung. Da hat ein Journalist auf Nachtschicht einfach den Polizeibericht abgeschrieben — wer sonst müßte sein Tun damit rechtfertigen, daß da «offenbar» Ausschreitungen geplant waren? Und wer die Definition «potentielle Randalierer» finden? Die Leute wurden aber nicht verhaftet, weil sie (zum Selbstschutz vor Skinheads?) «Waffen» dabeihatten, sie wurden verhaftet, weil sie wie Punks aussahen: «Die 20 Angehörigen der Punk- und Rap-Szene stammen aus den Landkreisen Passau und Deggendorf.» Die Punks sind unsere Neger. Und der Redakteur von der SZ? Er druckt es nach und wartet nur auf solchen Nachrichtenmüll, wie die dpa-Meldung vom 9. Oktober 1995 zeigt: «Zur Unterbindung und Verhütung von Straftaten hat die Polizei in Nürnberg rund 40 jugendliche Punks in Gewahrsam genommen.» Süddeutsche Zeitung, das Leib- und Magenblatt der Studienräte, Oberamtmänner und schöngeistigen Berufsschwätzer von 18 bis 80. Die Formulierung erzwingt Einverständnis mit dem Treiben der Polizei, alles schon recht so, kein Gedanke an Rassismus oder Vorbeugehaft unseligen Angedenkens. Dasselbe Blatt, in dem Joachim Kaiser sich über Beethoven-Interpretationen auslassen darf, dieselbe Zeitung, die auf der ersten Seite den gehobenen Esprit mit Streiflichtern pflegt und auf der Seite drei den Versuch seriöser Hintergrundreportagen. Aber lesen wir weiter, nicht ohne noch einmal auf die schöne Zeile «zur Unterbindung und Verhütung von Straftaten» hinzuweisen: «Die Polizei hatte die Ansammlung von etwa 60 Personen aus der Punkerszene festgestellt. Sie wurden beim Einsammeln von Flaschen beobachtet. Daraus ergab sich der Verdacht auf eine gewalttätige Aktion.» Ach ja? Vielleicht hat man Geld gebraucht und Flaschenpfand einkassieren wollen? Jedenfalls blieb es beim «Verdacht», denn: «Am Abend zogen sich dann die rund 70 Personen in das Jugendzentrum ‹KOMM› zurück. Kurz darauf verließen 40 Jugendliche das Gebäude und rannten durch die Nürnberger Fußgängerzone. Sie wurden im Bereich des Bahnhofsplatzes von den Beamten gestoppt und in Gewahrsam genommen.» Total normal: Rennen verboten. In Bayern (wie wir aus früheren Meldungen wissen, gilt das auch für Hannover und die Insel Sylt, norddeutsche Häme ist also nicht angebracht), in Deutschland also, genügt es schon, anders auszusehen, um verhaftet zu werden. Das erinnert mich an den Cartoon mit den zwei Pandabären. Sie sitzen im Käfig, und der eine sagt zum anderen: «Du, sag mal — wenn es nicht illegal ist, ein Pandabär zu sein, kannst du mir dann sagen, weshalb wir eingesperrt sind?» Sie handeln natürlich in Volkes Namen, die Polizei und Edmund Stoibers Wadlbeißer Günter Beckstein, der Mann fürs Grobe, ein fränkischer Rotnacken, der als Innenminister die Uniformierten anleitet zu solchem Tun. Was mich gelegentlich zur Weißglut bringt, sind die Journalisten, die zu Komplizen der schwarzen Scharfmacher werden: der unbedarfte Nachtdienstler bei dpa, der fröhliche Ignorantenredakteur bei der SZ, der diesen Stuß unverändert und, ohne auch nur Anführungszeichen zu setzen, nachdruckt. Sie denken sich offenbar nichts, aber auch gar nichts dabei, wenn sie ihren Lesern Formulierungen dieser (Un-)Art vorsetzen. Gedankenlose Kinder, diese Schreiber? «Beckstein, Beckstein, Punks müssen versteckt sein.» Hans Pfitzinger Laubacher Feuilleton 18.1996, S. 1
Telefax aus Paris Gestern brachte mir ein linientreuer 68er rote Rosen mit. «Die sind doch jetzt in Mode», beschwichtigte der stark ergraute Architekturkritiker, der nicht nur im Freundeskreis für seinen Zynismus bekannt ist, mein freudiges Erstaunen. Und dann gestand er, daß auch er am Abend des 10. Januar auf die Place de la Bastille gegangen war und sich selbst dabei ertappt hätte, unwillkürlich mit roter Rose zu erscheinen und sie vor einem der Riesenphotos, die an den vier Seiten des Platzes zum Gedenken an Mitterrand errichtet waren, niederzulegen. Wir waren einander an dem Abend nicht begegnet. Die Menschen standen so dichtgedrängt, daß man sich nur in der kaum merklichen Bewegung der Menge über den Platz tragen lassen konnte. Der Freund gestand noch mehr — auch er sei in dieser stillen, andächtigen Menge ergriffen gewesen, schließlich sei Mitterrand ja «doch irgendwie so etwas wie eine Vaterfigur gewesen». Das war für mich mit dem ‹Doppelbewußtsein› einer Ausländerin das Beeindruckendste am Tod von Mitterrand: Bei aller Widersprüchlichkeit seiner eigenen Geschichte hat dieser Staatsmann es geschafft, in den 14 Jahren seiner Präsidentenzeit so etwas wie ein familiäres Band zu den Staatsbürgern zu knüpfen. Das Statement von der Straße, das in vielen Variationen durch alle Medien ging, «Da ist einer gegangen, der zu uns gehört hat, ja fast wie ein Familienmitglied», war einmal keine virtuell hochgespielte Blase; so haben das die besten Freunde auch empfunden. Diese Wärme werden Chirac und Juppé nie erleben, auch wenn angeblich ihre Beliebtheit in den letzten zwei Wochen (Mitte Januar; Anm. d. Red.) um einige Prozent angestiegen ist. Charisma haben und Politik machen, sind zwei verschiedene Dinge. Als neulich die Streikwelle auf ihrem Höhepunkt war und Millionen Demonstrierende durch die Straßen zogen, hielt Juppé seine lang ausstehende Rede an die Staatsbürger. Und da sagte der Premierminister doch den Satz: «La situation est grave, non pas pour moi, mais pour le pays.» (Die Situation ist dramatisch, nicht für mich, aber für das Land.) Stimmt. Selbst wenn er seinen Posten verliert, wird er kaum weniger verdienen. Am selben Abend liefen in den Fernsehnachrichten an erster Stelle nicht etwa die Bilder von den Massendemonstrationen, sondern in ausführlichster Breite Berichte über die aus Bosnien geretteten beiden französischen Piloten, und Chirac sprach Grußworte für die beiden Familien, die so tapfer und geduldig die lange Wartezeit durchgestanden hatten. Dann kamen endlich ein paar zusammengeschnittene Reportagen, insgesamt drei Minuten, die lustige Clowns, fröhliche Gesangsgruppen und tanzende Maskeraden zeigten: die Menschenmassen reduziert auf Zahlen wie 50.000. Es waren aber eineinhalb Millionen, und sie marschierten durch die großen Achsen von Paris zur Place de la Nation von morgens um halb zehn bis abends um halb sechs, immer mindestens zehn nebeneinander in ununterbrochenem, dichtem Strom. Zwischendurch gab es tatsächlich mal ein paar Gesangsgruppen mit selbstgedichteten politischen Liedern, die allerdings immer den Kopf von Juppé oder von Chirac oder beider Köpfe forderten; auch einen Clown habe ich gesehen. Aber sonst? Arbeiter in dicken blauen Pullovern, die sich Ascheimer vor den Leib gebunden hatten und darauf mit Holzlatten den düsteren Rhythmus schlugen: «Tous ensemble, tous ensemble, tous ensemble ...» (Alle gemeinsam ...) Alle 200 Meter brannten sie nebeneinander ab, groß wie ein halber Arm. Der Qualm war so stark und undurchsichtig, daß für ein paar Minuten ein ganzes Straßenstück in grauen, beißenden Wolken völlig verschwand: nur noch die Brennköpfe der Kerzen selbst leuchteten. Am Straßenrand stand die zweite Masse von Zuschauern. Die Geschäftsinhaber hatten aus Vorsicht die Rolläden heruntergelassen. Einige, die am Straßenrand standen, weinten. Zum Glück, da fielen die eigenen Tränen nicht so auf. Wer in den Medien die Begriffe ‹fröhliche Katastrophe› oder ‹Demonstrationskarneval› verbreitet hat, muß entweder von der Regierung gekauft worden sein oder hat — wie heute üblich — den Respekt vor Bildern verloren. Solche Naivität macht Angst. Seit dem 21. Dezember, nach den sogenannten Dialogen, ist Juppé auf dem Fernsehbildschirm nicht mehr aufgetaucht. So, als wolle man ihn schonen. Denn die Fortsetzung der Streiks ist angekündigt. Und das Gerücht geht um, sie würden heftiger als vorher. — Der [angebliche; Anm. d. Red.] Ausspruch von Marie-Antoinette, wenn das Volk kein Brot habe, solle es doch Kuchen essen, ist mit dieser Regierung wieder in aller Munde. Doris von Drathen Laubacher Feuilleton 17.1996, S. 16
Die Engländer Im englischen Privathause lernte ich erst verstehen, daß gewisse Sonderbarkeiten des Engländers, die wir als Flegeleien bezeichnen, dies keineswegs sind. Der Engländer denkt eben in vielen Fragen anders als wir; anders, nicht besser, aber auch nicht schlechter. So geht er von dem durchaus vernünftigen Standpunkt aus: mache dir das Leben, wo du immer weilst, so bequem wie möglich. Sitzt du im Rauchzimmer und hast das Bedürfnis, deine Beine auf den Stuhl vis-à-vis, oder gar auf den Tisch, zu legen, so kann er nicht einsehen, warum du dir deinen Wunsch nicht erfüllen solltest. Kommt dann ein Zweiter ins Rauchzimmer, in dem zurzeit nur zwei Sessel sind, so denkt der Erste gar nicht daran, seine Beine von dem Sessel herunterzunehmen, sondern hält es für selbstverständlich, daß sich der andere einen dritten Stuhl aus dem Nebenzimmer holt. Er würde es genau so machen, wenn der andere die beiden Stühle im Gebrauch hätte. Er sagt sich eben, wer eher da ist, hat das Recht, die vorhandenen Bequemlichkeiten, soweit es ihm irgendwie beliebt, auszunutzen. Eine verständliche Logik für ein Volk, das in den letzten zweihundert Jahren fast auf der ganzen Erde im richtigen Moment immer eher da war, als die anderen, und darum das Recht des Ersten sehr hoch einschätzt. Wir regen uns darüber auf, wenn ein Engländer im Coupé eine ganze Sitzreihe einnimmt, um im Liegen sein Pfeifchen zu rauchen. Wir verlangen kategorisch von ihm, daß er aufsteht. Er würde in seinem Lande niemand stören, der es sich bequem gemacht hat, solange er überhaupt noch irgendein Plätzchen für sich findet. Er hält es im Gegenteil für rücksichtslos, wenn man ihn aus seiner bequemen Lage verdrängt, weil man sich gerade auf die Sitze in seinem Coupé versteift. Und genau so ist er in seinem Hause. Benutzt er seinen Schreibtisch, denkt er gar nicht daran, ihn für dich freizugeben, weil er annimmt, du wolltest zu jener Zeit auch schreiben. Sitzt du eher dort, stört er dich nicht durch unnütze Fragen: wie lange du noch zu schreiben hast? Kommt die Mittagsplatte zuerst zu ihm, nimmt er sich die Stücke heraus, die ihm am meisten zusagen; bei der nächsten Platte, die eher zu dir kommt, kannst du dich dafür revanchieren. Er fragt dich nicht: «Wollen Sie morgen früh um acht oder neun Uhr baden?» Ist das Bad frei, kannst du ja baden, ohne ihn zu fragen; ist es besetzt, mußt du eben warten; wie er ja unter gleichen Umständen auch warten muß. Geht ihr aus, gibt es keine Förmlichkeiten, wer zuerst durch eine Tür geht, wenn du keine Dame bist; denn die geht natürlich immer voran. Seid ihr aber Männer unter euch, so geht der zuerst hinein, der der Tür am nächsten steht. Auf dieser Grundlage ist das ganze englische Leben und so auch das Familienleben aufgebaut, und weil jeder dem andern seine Bequemlichkeit gönnt, fühlen sich alle behaglich. Ein weiterer Vorzug des Engländers besteht darin, daß er den Klatsch haßt. Er ist zu großzügig, um über Abwesende, die sich nicht wehren können, boshafte Bemerkungen zu machen. Natürlich gibt es Ausnahmen; bei uns gibt es aber in dieser Beziehung fast nur Ausnahmen und deshalb überall Familienzwistigkeiten, die jedem feiner organisierten Menschen den Aufenthalt in befreundetem Hause ungemütlich machen. Der Engländer fühlt im allgemeinen viel naiver, als wir, frischer, ursprünglicher und natürlicher; deshalb zerbricht er sich den Kopf nicht darüber, daß andere Menschen anders sind, sondern läßt sie mit Vergnügen anders sein, weil er weiß, er ist ja auch anders als die andern. Aus diesem Gefühl heraus erträgt er alle kleinen Schwächen der anderen mit bewundernswerter Geduld, solange man sich nur im übrigen wie ein Gentleman oder eine Lady benimmt. Durch diese Lebensauffassung fühlt sich jeder, der mit dem Engländer in nähere Berührung kommt, überaus sympathisch berührt, und zieht deshalb das englische home-life jedem anderen vor. Nur ist das Hineindringen in englische Familien sehr schwer, weil der Engländer natürlich durch längeren Umgang mit dem Fremdling erst zu erfahren sucht, ob dieser ein Gewinn oder eine Störung für sein Haus sein wird. Hat er sich aber für das erstere entschieden und öffnet sein Haus, dann fühlt man sich dort so wohl, als sei man das beliebteste Familienmitglied. Da ich [...] das Rezept kannte, wie man Engländer und Engländerinnen angelt, setzte ich mich in jedem neuen Boardinghause [...] ans Klavier und hatte überall den gleichen Erfolg. [...] Man darf aber nicht etwa Beethoven oder Bach spielen; das verständen sie nicht, auch wenn Beethoven selber am Flügel säße, sondern immer nur leichte, süße, etwas melancholische Sachen; dann beißen sie an. Alexander O. Weber * um 1880 Laubacher Feuilleton 13.1995, S. 16 Indiskretionen, Erlebtes und Erlauchtes, Heinrich F. S. Bachmair Verlag, Berlin-München 1917, S. 18 - 20
Fuck you, Kikes & Krauts, Guineas, Micks & Niggers Fuck you, fucking Motherfuckers. «Kennst Du den Unterschied zwischen Himmel und Hölle?» fragt der Nachbar über den Terrassenzaun, während er den Käfig seines Wellensittichs säubert. «Das will ich doch meinen», antworte ich mit Engelszungen und versuche derweil den Staubwolken zu entkommen, die ich mit jedem Beutel neuen Katzenstreu entfache. «Und?» «Ist doch klar, im Himmel gibt es nur Limousinen, in der Hölle nur Muggins.» «Vielleicht, aber darum geht es nicht.» «Na gut, im Himmel wohnt man mietfrei, während in der Hölle Donald Trump dem Teufel den ganzen Wohnungsmarkt abgeluchst hat.» Wieder nicht. Sondern: Im Himmel wird man von den Engländern begrüßt, die Franzosen kochen, die Deutschen organisieren das Reisen, und die Italiener sind für die Unterhaltung zuständig. Wahrlich, ein schöner Himmel, gebe ich mich beeindruckt. Aber wie schaut es in der Hölle aus? Triumphierend baut sich mein Nachbar auf und gibt Zug um Zug jede Höllenqual frei: Man wird von den Franzosen begrüßt, die Engländer kochen, die Italiener buchen die Reisen, und — jetzt nimmt er mich stechend ins Visier — die Deutschen sind für Entertainment verantwortlich. Das sitzt, wir prusten los. «Und die Amerikaner?», will ich wissen. «Ach, die sind doch jenseits von Gut und Böse», lautet die nachbarschaftliche Nachhilfe. Aber die Juden, Iren, die Schwarzen, die Puertoricaner, die Japaner? «O je», stöhnt da der jung-dynamische, progressive New Yorknik von nebenan hinter seinem Wellensittich-Käfig, «wer will denn New Yorker Verhältnisse auch noch ins Jenseits retten?» Jeder ist Teil dieser «New Yorker Verhältnisse», denen zufolge mein Nachbar, laut Eigendefinition und in dieser Reihenfolge, New Yorker, Jude und Amerikaner ist. Daß ich Deutsche bin, hat unser nachbarschaftliches Verhältnis lange auf höflich verklemmter Distanz gehalten. «In New York will jeder jedem an die Gurgel», sagt Norman Mailer zum wiederholten Mal und lächelt charmant sein ‹tough guy-Image› weg. Während Tom Wolfe mir auf den Weg gibt: «New York ist durch und durch ethnisches Terrain — von der Wall Street bis hinauf nach Johannesbronx — auf dem die Weißen, d. h. die WASPs, verzweifelt versuchen, die Macht zu behalten.» New Yorker Verhältnisse heißt, daß sich soziale, ethnische und kulturelle Grenzen überschneiden; ganz abgesehen von dem Grundkonflikt der amerikanischen Gesellschaft Schwarz gegen Weiß. New Yorker Verhältnisse heißt aber auch oft genug: alle gegen alle. Jesse Jackson nannte New York während seiner ersten Präsidentschaftskampagne 1984 «Hymietown» und konnte sich deshalb einige Jahre nicht mehr öffentlich blicken lassen am Hudson. Denn «Hymie» ist ein ganz übles Schimpfwort für Juden, und New York kann sehr jüdisch sein. Aber auch New Yorks jüdischer und legendärer Bürgermeister Ed Koch, der mittlerweile von dem Schwarzen David Dinkins abgelöst wurde, trat gewaltig ins Fettnäpfchen. Als er während Jesse Jacksons zweiter Kampagne laut bekundete, «Juden und andere Unterstützer Israels wären verrückt, wenn sie Jesse Jackson wählten. Genauso wie Schwarze und ihre Verbündeten verrückt wären, George Bush zu wählen», da war der Aufschrei groß. Denn New York kann sehr schwarz sein, und die zweite Hälfte von Kochs Satz hatte niemand mehr gehört. Juden und Schwarze in New York sind sich traditionell nicht wohlgesonnen. Das rühre aus der gemeinsamen Erfahrung des Unterdrücktseins, behaupten die Soziologen, und dem Umstand, daß sich die Juden im Gegensatz zu den Schwarzen daraus befreit hätten; zumindest in materieller Hinsicht. Aber wie alle aufsteigenden gesellschaftlichen Gruppen schauten sie nun auf die sozial Schwächeren hinunter, und das seien nun mal die Schwarzen. «Sie Litanei der Beschimpfungen, die Verfluchung eines Stammes durch den anderen, das entsprang einer Enge und einem Schmerz, der alle Ghettos kennzeichnete, einem verzweifelten Verlangen, das rechte Phänomen zu finden, das das eigene Mißgeschick erklärte», schreibt Jerome Charyn in Metropolis über seine Kindheit in Crotona Park, einem schwarz-weißen Ghetto in der Bronx. In jener ‹prä-Black-is-beautiful›-Epoche hießen die Schwarzen, auf jiddisch geschimpft, noch «shvarzes». Die Italiener werden als «guineas» und die Iren als «micks» verflucht. Während für die Juden alle Weißen «Gojim» sind. «Der ist wie ein Goi — dieser jiddische Spruch ist mir von früher am geläufigsten — war eine Mischung aus Rassismus, Ignoranz und Dorfklatsch», schreibt Charyn weiter. Alles Schläge in den Solarplexus der ethnischen Sensibilitäten, die mit jeder neuanschwappenden Einwanderungswelle noch komplizierter und komplexer wurden. Neidisch und mißmutig schaute jede Gruppe auf die nach ihr kommende, die ihr die Löhne und den Ruf verdarb. Die Iren waren die erste große Einwanderergruppe, die New York ihren Stempel aufdrückte. Lange Zeit beherrschten die Iren die Politikerkaste und den Polizeiapparat. Heute ist ihnen gerade noch das Amt des Erzbischofs von New York sicher, und jede St. Patricks Parade verbeugt sich selbstredend vor der gleichnamigen Kathedrale auf der Fifth Avenue, vor der dann Bischof O'Connor seinen Landsleuten den Segen erteilt. Als die Italiener kamen, rümpften die Iren die Nase. Doch als dann die nächste Welle von Immigranten hereinbrach, taten sie sich zusammen und schimpften über das arme Gesocks, das ihnen die Stadt und das Leben unsicher zu machen schien. »Italiener und Iren sind Tiere«, heißt es in Tom Wolfes Fegefeuer der Eitelkeiten. Ohne Iren und Italiener läuft nichts in New York, das wissen die Politiker, das weiß die Stadtverwaltung, wissen die New Yorker. Zusammen gehören sie zu der größten Wählergruppe New Yorks, den drei Millionen Katholiken. Die armen jüdischen Einwanderer der Lower Eastside und die Chinesen haßten sich in den 20er Jahren derart, daß sie sich einen erbitterten (Wäscherei-)Krieg lieferten, bei dem es einige Tote gab. Als die Waffen endlich wieder begraben waren, blieben die Schimpfworte und Flüche. Schlitzaugen und Rattenfresser gegen «sheenies», Christenmörder. Alles «motherfuckers» für die Blacks, die Schwarzen, die in ihrer Mehrheit einfach noch nicht den Sprung auf die Karriereleiter der Stadt gemacht haben. Fuck, fuck, fuck them all. Fuck the fucking motherfuckers. Nirgenwo wird so viel geflucht wie in den Straßen New Yorks. Das Echo von Fuck fuck fuck ist eine permanente Geräuschkulisse, vorneweg in den ärmeren Vierteln, und nicht nur in denen der Schwarzen. Aber das ganze Fuck fuck fuck-Gefluche klingt heute fast schon wieder wie Gut Glück!, wie Sprüche aus dem Poesie-Album. Denn zur Zeit haben alle die ‹Neuen› im kritischen Visier: übernehmen nicht die Koreaner mit ihren Delis, den rund um die Uhr geöffneten Gemüseläden, die Japaner mit ihren nippongehärteten Yen die Stadt? Alles neue Skandale, kaum daß man sich daran gewöhnt hatte, daß die Kioske in den Händen der «sandnigger», der Inder und Pakistani sind. Laut allerdings spricht man diese Schimpfworte nie, niemals aus. Wird man darauf angesprochen, stellt man sich taub und naiv und kennt sie nicht einmal. Wer als Deutscher nicht aus reiner Freundschaft mal ein herzliches «Kraut» auf die Schulter getätschelt bekommt, wird hintenrum so beschimpft. Kaum macht man etwas anders als die anderen, ist es nicht nur total daneben, sondern typisch kraut. Alles ethnisch und daher entschuldbar. Die echten Widerlinge, fuck them, das sind die Stinkos und Jerks. Jede Einwanderergruppe und jede soziale Schicht bringt sie hervor. Ganz verdammte fucking Motherfuckers. Gisela M. Freisinger Laubacher Feuilleton 11.1994, S. 6 – 7
Deutschland-Deutschland, unsere ständige lebenslange Begleitmelodie. Ich hab übrigens schon sehr früh das Trennungsmotiv aus dem gedoppelten Namen herausgehört und mir viele lyrische und prosaische Gedanken darüber gemacht. Auf eine Art von Einheit hingearbeitet oder zumindest doch zugehofft habe ich seit den 50er Jahren, was in zahlreichen Artikeln nachzulesen ist. Nur vorgestellt hat man sich das Zusammenkommen der beiden Teile dann doch ein bißchen anders: etwa so, daß im östlichen Deutschland mehr Freiheit ausgerufen würde und im hiesigen Teil ein bißchen mehr Chancengleichheit. Nun erleben wir den ungebremsten Durchmarsch der Freiheit ohne jede Besänftigung durch mäßigende Gleichheitsvorstellungen, und die Resultate sind dem entsprechend katastrophal. Nicht die geringsten Revisionen, Bedenklichkeiten, Selbstkorrekturen an unserem Ellbogenkapitalismus und statt dessen die ersatzlose Austilgung jener anderen, auch nicht gänzlich verdienstlosen Republik. Als wir gleich nach dem Fall der Mauer nicht in diesen unbedingten Einheitsjubel einfielen, hat man sofort gesagt: «Ihr habt euch nicht genug gefreut.» Nun, inzwischen merken gerade die lautesten Jubler — viele verführte kleine Leute darunter —, daß sie sich zu früh gefreut haben, und nun taumeln sie vor lauter Schreck sofort in die nächste Verirrung. Aber unter vielen Ihrer Kollegen scheint die Freude doch noch recht ungebrochen. Der Rechtsruck bei unseren ehemals linken Intelligenzen ist nicht mehr viel mehr als strömungsbedingtes Konjunkturrittertum. Früher folgten sie scharenweise einem bewußtseinsbildenden Aktionismus, der die Institutionen nicht mehr kritisch durchdringen, nein, der sie kaputt machen wollte. Und angelegentlich des Golfkriegs fühlten sie sich auf einmal wie Kriegsberichterstatter der Legion Schwachkopf. Daß ich alt gestandene und gar nicht umzuschmeißende Linke rühmend davon ausnehme, ist gar keine Frage. Nicht die Linke ist bei meinen polemischen Einlassungen gemeint, sondern dies wetterwendige Gros, das schon immer zu den Siegern des Geschichtsprozesses gehören wollte. Sie haben nicht den Eindruck, daß Sie eben auf dem falschen Dampfer gesessen haben? Das Versagen der Linken bezieht sich nicht auf die gar nicht so wenig gewesenen linken Patrioten, die sich ein vereintes Deutschland nur als sozial geordnetes Gemeinwesen vorstellen mochten. Versagt hat einzig jene Schickerilla, die immer auf dem Schauplatz sein muß, egal ob es revolutionäre Spektakel oder Kriegsschauplätze sind. Mir selbst sind diese Vorgänge derart an die Leber gegangen, daß mir in Prosa schon gar nichts mehr dazu eingefallen ist. Nur noch so'n paar Vanitas-Shanties. Schiff ahoi heißt eines, aber das werde ich vor der Premiere nicht in der Zeitung absingen. Haben Sie das Gefühl, daß neue Mauern errichtet werden? Tatsache ist, daß sich die ersatzlos weggewünschte Mauer nun auf einmal in einen heimlich zurückgesehnten Schutzwall verwandelt hat — jedenfalls im Unterbewußtsein von vielen Menschen — und daß an die Stelle von hochnotwendigen Reformideen nun diese ressentimentalen Gedankenblasen treten. Alle Probleme, die uns auf den Pelz rücken, sind sozialer Natur — und sie sind es besonders dort, wo man mit dem Wort Sozialismus am liebsten gleich die Stammsilbe soz exorziert hätte —, das geht dann noch bis zur Schleifung des Sozialstaates. Laubacher Feuilleton 8.1993, S. 16 Teil eines Gesprächs, das Eva Schobel anläßlich der Verleihung des Georg Büchner-Preises an Peter Rühmkorf mit dem Preisträger führte und das in der Süddeutschen Zeitung Nr. 238 abgedruckt wurde, am 14. Oktober 1993, auf Seite 14 im Feuilleton, und das nachzudrucken uns der damals noch Sprechende und Schreibende die Genehmigung erteilte.
Begierden und Ehrgeiz als Ursachen ... Ehrgeiz, dieses stolze Gelüst oder trockene Dürsten nach Auszeichnung, ist eine große Seelenpein, die sich aus Neid, Stolz und Begehrlichkeit zusammensetzt, eine ritterliche Verrücktheit, wie jemand gesagt hat, ein schmackhaftes Gift; Ambrosius redet von einem seelischen Krebsschaden und einer verborgenen Pest und Bernhard von schleichender Vergiftung. Ehrgeiz gilt ihm als Vater des Neids und Mutter der Heuchelei, als Mottenfraß des Heiligen und Ursache des Wahnsinns, der alles quält und in Unruhe versetzt, dessen er habhaft werden kann. Seneca nennt ihn eine wetterwendische, eitle, ängstliche und übereifrige Gemütsverfassung. Denn diejenigen, die wie Sisyphus den Stein des Ehrgeizes ruhelos vor sich herrollen, schinden sich unentwegt ab, ohne jemals aus den Schwierigkeiten herauszukommen. Sie sind ständig im Zweifel, furchtsam, mißtrauisch, peinlich darauf bedacht, niemanden in Wort oder Tat zu verletzen. Vielmehr tun sie vertraulich, selbst wenn sie jemanden hinterhergehen, und das Umarmen, Hutziehen, Katzbuckeln, Beklatschen, Schmeicheln, über Abwesende Herziehen und Besuchemachen will kein Ende nehmen. Vor allen Türen warten diese leutseligen Gesellen und heucheln Aufrichtigkeit und Demut; und wenn das nichts nutzt, dann gelangen die nach Anerkennung Dürstenden und vom Ehrgeiz Besessenen eben auf krummen Wegen ans Ziel ihrer Wünsche. Aus ihren Löchern winden sie sich nach Cyprian zu allen Ämtern und Ehrentiteln empor, wenn man sie nur läßt; dem einen schmeicheln, den anderen bestechen sie und lassen nichts unversucht, um sich des Wohlwollens aller zu versichern. Es grenzt ans Wunderbare, wie sich solche Leute selbst noch vor Geringeren erniedrigen können, wenn sie ein Anliegen haben, welche Mühen sie auf sich nehmen, wie sie rennen, hasten, lavieren, Komplotte schmieden, Gegenmaßnahmen einleiten, beteuern, schwören, Versprechungen machen und sich vom Morgengrauen bis spät in die Nacht abplagen. Servil sind sie und die Freundlichkeit in Person, höflich und allgemein beliebt, haben für jeden, der ihnen über den Weg läuft, ein falsches Lächeln und übernehmen sich noch mit Einladungen und Festlichkeiten. Das alles aber tun sie nur, um etwas zu erlangen, was sie im Leben gut entbehren könnten, wie Kineas dem Pyrrhus vorhielt, und um mit durchwachten Nächten, qualvollen Stunden, angstvollen und bitteren Gedanken dafür zu zahlen. Denn sie pendeln ständig zwischen Furcht und Hoffen, Erregtheit und Erschöpfung und vergeuden damit auch noch die restliche Zeit. Die Gegenwart rinnt ihnen durch die Finger, und es gibt keine größere Pest als ihren Ehrgeiz. Denn wenn sie ihr Ziel unter hohen Kosten und Mühen endlich erreicht haben, können sie nicht befreit aufatmen, sondern das Sich-Ängstigen beginnt von neuem, weil sie nie zufrieden sind. Alle ihre Gedanken, Taten und Bemühungen sind auf Ehre und Macht ausgerichtet wie bei Lues Sforza, dem aufbrausenden Herzog von Mailand, der ein Mensch von einzigartiger Klugheit, aber auch von abgründigem Ehrgeiz war und dessen Schicksal darin bestand, sich selbst und Italien zu vernichten. Solche Leute kapitulieren nicht, auch wenn das ihren eigenen Untergang und das Verderben ihrer Freunde nach sich zieht. Vielmehr kämpfen sie sich empor wie Eichhörnchen oder ein Vogel an den Käfigstangen, ein Hund im Laufrad und kommen doch nie zu Ende oder oben an. Ein Ritter möchte Baron werden, dann Lord, Vicomte, Graf; ein Doktor der Theologie erst Dekan, später Bischof; der Tribun wäre lieber Prätor, der Stadtrat Bürgermeister; erst diese Amt, dann jenes; wie den Pyrrhus bei Plutarch gelüstet es sie zuvörderst nach Griechenland, später nach Afrika, endlich nach Asien, und sie schwellen mit Äsops Frosch, bis sie platzen, sich den Hals brechen oder wie Lukians Flötenspieler Evangelus, der sein Instrument nicht mehr absetzen wollte, tot umfallen. Wenn sie aber umständehalber scheitern oder sich wie in einem Netz verfangen, geraten sie nur in eine andere Hölle; dann sind sie nämlich so niedergeschlagen, daß sie bereitwillig den Strick nehmen oder augenblicklich zu Ketzern, Ungläubigen und Verrätern werden. Ergrimmt gegen ihre Feinde lästern, fluchen, verleumden, schmähen sie, greifen zu den Waffen und werden aus Mißgunst zu Mördern. Weil sie nicht ans Ziel ihrer Wünsche gelangen, steht am Ende, so Bodin, der Wahnsinn. Gleich also, ob der Ehrgeiz Erfolg hat oder nicht, quält ihn seine Begierde, und so lange sie dauert, hat er nichts als Angst und Sorge, Unzufriedenheit und Kummer zu gewärtigen, die ihrerseits Geisteskrankheit oder sogar einen gewaltsamen Tod nach sich ziehen. Ein derartiger Ausgang ist in großen Städten oder am Hof alles andere als selten, denn das Leben eines Höflings ist mit den Worten des Budäus ein Durcheinander von Ehrgeiz, Sinnenlust, Schwindel, Betrug, Heuchelei, Verleumdung, Neid und Stolz, und der Hof erscheint ihm als Konventikel von Schmeichlern, Opportunisten, Ränkeschmieden oder mit Antonio Perez als Vorort der Hölle selbst. Wer Mißmutige und Unzufriedene sucht, wird dort ebenso fündig werden wie auf den Märkten des alten Rom, von denen es heißt, meineidige Schurken, Ritter des Schandpfahls, Lügner, Aufschneider und verschwenderische Ehemänner hätten sich dort ein Stelldichein gegeben, was im übrigen bis auf den heutigen Tag auch andernorts so geblieben ist. Robert Burten Laubacher Feuilleton 3.1992, S. 4 Aus dem Englischen von Ulrich Horstmann Zitiert nach: Anatomie der Melancholie, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1991, S. 228 – 230 Titel der Originalausgabe: The Anatomy of Melancholy, Oxford 1621
Monte Carlo Geschichte der Spielbank (Teil 1) [Teil 2] Nicht Mr. François Blanc, der bekannte ehemalige Pächter der Spielbank von Homburg v. d. H., war der Gründer der Spielbank von Monaco, sondern diese existierte schon lange Jahre vorher, ehe Blanc daran dachte, nach dem sonnigen Süden zu übersiedeln. Schon 1856 hatte Charles III., der sich damals in großer Misere befand, der Firma Langlois, Aubert et Co. die Konzession zum Betriebe einer Spielbank auf die Dauer von 30 Jahren verliehen, wofür ihm als Aequivalent 40 000 Frks. per annum zu entrichten waren. Roulette und Trente et Quarante, bei dem damals das Minimum 2 Frks. betrug, wurden zuerst in einem Hause an der Place du Palais in Monaco etabliert. Später wurde dann die Spielbank nach der Propriété Gerborino in der Rue des Remparts, welche zu einem, wenn auch kleinen Kasino mit Spiel und Konzertsaal hergerichtet wurde (heute in ein Waisenhaus ungewandelt), verlegt. Die ersten Unternehmer hatten jedoch kein sonderliches Glück und übertrugen die Konzession an die Herren Grivois et Lefèvre. Diese siedelten mit dem Roulette in die bequemer gelegene Condamine, wo sie einen neuen Spieltempel errichteten, die heutige Villa Bellevue. Erst später erbauten sie dann, auf dem Plateau des Spelugues ein komfortabel eingerichtetes Kasino. Aber merkwürdigerweise, trotzdem Tausende von Geldsüchtigen das neue Dorado aufsichten, reussierte das Unternehmen nicht. Wer zog damals auch nach Monaco, diesem öden verarmten Lande, das selbst als Landaufenthalt nicht den mindesten Reiz ausübte? Was Wunder, daß die großen Spieler einstweilen noch ihre Millionen in den rheinischen Bäder ließen. Die Herren Grivois et Lefèvre boten daher Mr. Benazet, dem Spielpächter von Baden-Baden, das Geschäft an. Der aber hatte an seiner renommierten und lukrativeren Spielhölle genug und lehnte ab. Man wandte sich jetzt an Mr. François Blanc, dem genialen Leiter der Homburger Spielbank, und dieser trat dem Projekt näher. Der schlaue Père Blanc›, wie er in Spielerkreisen genannt wurde, sah gleich in dem klimatisch viel günstiger gelegenen Monaco ein neu zu bauendes, großen Gewinn versprechende Terrain und gegen Zahlung von 1 700 000 Frks. an die Herren Grivois et Lefèvre sicherte er sich den Alleinbetrieb der bis 1883 laufenden Konzession der monogaskischen Spieldomäne. An die einstige Herrschaft der Firma Grivois et Lefèvre erinnert heute nur noch eine kleine Kapelle neben dem Hotel Balmoral-Palais, welche Madame Grivois jedenfalls jedenfalls in dankbarer Erinnerung der vielen Opfer, durch welche die Firma sich bereicherte, erbauen ließ. — Jetzt nahm François Blanc, ein unstreitig organisatorisches und Werte schaffendes Genie, sich der neuen Erwerbung mit Eifer an. Er verstand es, das bis dahin ziemlich obskure Monaco zu einer Welt-Berühmtheit zu machen. Sein Homburger Unternehmen hatte der kluge Alte bereits in richtiger Erkenntnis der gegen die öffentlichen Spielhäuser in Deutschland gerichteten Agitation in eine Aktien-Gesellschaft umgewandelt. Bereits 1870 schickte er sein gesamtes Personal, Croupiers, Inspektoren, Orchester etc., nach Monte Carlo, und bald herrschte hier dasselbe Treiben wie in seinem Stammhause. Das schon vorhandene Kasino auf dem Plateau des Speluges wurde renoviert und vergrößert, und die öden Felsklippen zu wundervollen Terrassengärten umgestaltet. Schnell erstanden neben dem ältesten und komfortabelsten Hôtel des Paris, damals dem einzigsten auf dem Plateau des Spelugues, zahlreiche kleinere und größere Hotels, Villen, Magazine, Cafés etc. Wie Pilze aus der Erde war über Nacht eine neue Stadt hervorgeschossen, Blanc verstand es meisterhaft, diese öden, meerumbrausten Klippen des Plateau des Spelugues in einen entzückenden Park, in ein irdisches Paradies umzuwandeln. Zu Ehren des Fürsten Charles III. wurde der neuerstandene Ort Monte Carlo genannt. Die neue, 1868 eröffnete Bahnverbindung zwischen Nizza und Genua erschloß Monaco schnell der großen Touristenstraße, und als dann durch Gesetz vom 1. Juli 1868 die deutschen Spielsäle bald darauf geschlossen wurden, kam Monte Carlo erst recht zur vollen Blüte. Von da an wurde es der luxuriöseste und bevorzugteste Sammelort aller Spieler — ein kosmopolitischer Spielplatz ... Während des Krieges 1870/71 war das Kasino geschlossen. Die Mehrzahl der Kasino-Angestellten wurde, weil Deutsche, ausgewiesen und mußte in San Remo Aufenthalt nehmen, von wo sie erst nach dem Friedensschlusse zu ihrer gewohnten Thätigkeit zurückkehren konnte. Père Blanc brachte es fertig, gewaltig mit dem gewonnenen Gelde zu klimpern und immer neue Besucher herbeizuführen. Er wußte alle Hebel in der Verlockung in Bewegung zu setzen, die seinem erfinderischen Kopfe alle Ehre machten. Zuerst versicherte er sich der Presse, deren Macht er häufig mit Erfolg erprobt hatte, und bald ertönte die litterarische Lockpfeife nach allen Richtungen der Windrose. Eine Anzahl der geistreichsten Feuilletonisten aller Länder wurde von ihm für ihre Schilderungen und Reiseberichte — in welchen die Nachricht von der ‹Sprengung der Bank› beständig wiederkehrte — aufs fürstlichste honoriert. So gelang es ihm, sich einen Kundenkreis zu verschaffen, und die Millionen, die bis dahin in den deutschen Spielbädern geblieben waren, flossen nach Monte Carlo. Am 27. Juli 1877 starb Père Blanc plötzlich inmitten seiner Erfolge mit Hinterlassung eines Vermögens von 80 Millionen Frks. Dieses ganze kolossale Vermögen ging — mit Ausnahme einiger kleinen Legate und 500 000 Frks., die er der Église Saint Rochus in Paris vermachte mit der Bestimmung, dafür Messen für sein Seelenheil zu lesen — an seine untröstliche Witwe und seine 4 tieftrauernden Kinder über. — Madame Blanc, eine geb. Hensel aus Friedrichsdorf bei Homburg v. d. H., war eine Geschäftsfrau, comme il faut, und führte nun, assistiert durch Graf Bertora, einen Freund ihres verstorbenen Gatten, das Unternehmen fort, und zwar mit noch größeren finanziellen Erfolgen wie ihr verstorbener Gatte. Das Kasino, zu klein, um die Zahl der Besucher fassen zu können, mußte umgebaut und um zwei weitere Säle vergrößert werden. Während dieser baulichen Veränderungen wurde das Spiel nicht einen Tag unterbrochen, sondern im Hôtel des Paris weitergespielt! Durch Charles Garnier, den Architekten der Pariser Oper, wurde ein neues, mit Goldstuckatur und Gemälden überladenes Theater und ein Atrium mit herrlichen Säulengängen erbaut. Was Europa an Celebritäten der Kunst besaß, die ersten Bildhauer und Maler wie Gustave Doré, Fayen-Perrin, G. Boulanger, Clairin, Lix etc. wurden herangezogen und statteten das Kasino mit jenem feenhaften Luxus aus, in welchem es noch heute sich dem überraschten Auge darbietet. Dies alles wurde in 9 Monaten hergestellt, und als dann die gastlichen Hallen wieder ihrer Thore öffneten, soll, wie uns versichert wurde, das Orchester die Neueröffnung mit Beethovens berühmter Ouverture, ‹Die Weihe des Hauses›, eingeleitet haben! So war denn das Glück des Hauses Blanc gemacht. Madame Blanc, der es an einem ihrer hohen Stellung würdigen Heim mangelte, ließ sich an der Avenue de Monte Carlo ein großartiges, luxuriös eingerichtetes Palais — das heutige Monte-Carlo-Hotel — bauen. Auch gesellschaftlich sicherte sie sich vermöge ihres Mammons eine einflußreiche Position. Ihre Töchter wurden gar bald von Grafen und Fürsten umworben, und Marie, die jüngere der beiden Schwestern, vermählte sich mit dem Prinzen Roland Bonaparte, dem Sohn des wegen seiner Raufboldereien sattsam bekannten Prinzen Peter Napoleon, Neffen Napoleons III., während Louise durch ihren Ehebund mit dem Fürsten Konstantin Radziwill dessen Wappen aufs neue vergoldete. Auch ihren beiden Söhnen fehlte es nicht an hohen Konnexionen; Edmond Blanc brachte es bis zum Maire von Saint Cloud und Député der Hautes Pyrénées. Er besitzt auch als Pferdepächter ein großes Renommee und wurde 1897 von dem französischen Minister zu dem wichtigsten Posten eines Membre du Conseil superieur des Haras ernannt. Camille Blanc ist Président du Conseil unique, steht also an der Spitze des Kasinos und besitzt nebenbei noch einen renommierten Rennstall. — Als 1883 die alte Konzession erlosch, wurde das Unternehmen von der Familie Blanc (Madame Blanc war inzwischen verstorben) in eine Aktien-Gesellschaft umgewandelt. Ueber die Aktionäre und die Organisation dieser neuen Gesellschaft soll ein weiteres Kapitel orientieren. Fritz von der Elbe Über den Autor sind uns keine Einzelheiten bekannt. Laubacher Feuilleton 5.1993, S. 15 Aus: Monte Carlo, Indiskretionen und Erlebnisse aus einer Spielhölle, Druck und Verlag von Wilhelm Köhler, Minden i. W., circa 1900, Seiten 13-18; wird fortgesetzt
Benimm in Japan Visitenkarten — ohne sie ist man in Japan ein Nichts. Auf ihr stehen der Name der Firma und der Titel. Ohne diese Informationen gerät in Japan jede Begrüßungszeremonie durcheinander. Ohne diese Informationen weiß niemand, wie tief er sich zu verbeugen hat. Denn Länge und Tiefe der Verbeugung werden festgelegt durch die soziale Rangordnung. Es verbeugen sich länger und tiefer: der Hauptabteilungsleiter vor dem Präsiden, der Angestellte einer kleinen Firma vor dem gleichrangigen Angestellten eines großen Unternehmens, der Jüngere vor dem Älteren, der Untergebene vor dem Vorgesetzten, der Verkäufer vor dem Kunden. Für das Personal in den großen Kaufhäusern gibt es Verbeugungsautomaten: mit ihnen trainieren die Verkäufer die korrekten Winkelstellungen des Oberkörpers. Männer legen beim Verbeugen ihre Hände an die Oberschenkel. Für Frauen ist es komplizierter. Sie legen die eine Hand über die andere und beide dann zu einem Dreieck verbunden zwischen die Oberschenkel. Abschiedsszenen können lang dauern: sie sind in der Regel mit mehreren Verbeugungen verbunden. Unsicherheit taucht immer dann auf, wenn sich die Gegenüber noch nicht kennen. Während der Verbeugung beobachtet man sich dann aus dem Augenwinkel — Dauer und Tiefe der Verbeugung werden aufeinander abgestimmt, keiner möchte einen Affront riskieren durch eine zu kurze oder zu flache Verbeugung. Solche Unsicherheiten werden in der Regel vermieden. Denn: beim ersten Kennenlernen werden die Visitenkarten ausgetauscht und sorgfältig gelesen, meistens begleitet von einem höflichen bewundernden Zischen, zwischen den Zähnen hindurch. Danach ist klar: der Hauptabteilungsleiter muß sich tief nach unten bücken, während der Präsident mit einer leichten Neigung des Kopfes die Verbeugung nur andeutet. Für Ausländer birgt dieses Zeremoniell zahlreiche Fehlerquellen: meistens haben sie zu wenig eigene Visitenkarten dabei, wenn sie nach Japan kommen. Auf jeden Fall reisen sie mit vielen Visitenkarten ihrer japanischen Gesprächspartner wieder ab. Wenn ein nichts ahnender Ausländer die Visitenkarte nur mit einer Hand entgegennimmt und achtlos wegsteckt, ist das eine Mißachtung seines Gegenüber. Außerdem bleibt dann nicht genug Zeit für das bewundernde Zischen. Wichtig ist es deshalb, die Visitenkarte mit beiden Händen entgegen zu nehmen, sie sorgfältig anzuschauen, selbst wenn man die japanischen Schriftzeichen nicht lesen kann. Die Verbeugung ist dann nicht mehr ganz so wichtig. Hier sind die Japaner inzwischen zu Kompromissen bereit — immer mehr strecken dem unerfahrenen Ausländer die Hand entgegen, um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen. Jens Peter Marquardt ARD-Hörfunk-Korrespondent in Tokyo von 1991 bis 1996 Laubacher Feuilleton 15.1995, S. 16
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