Das Radio dampft

Florian Felix Weyh hat uns Programmatisches zukommen lassen. Wir wollen es nicht versäumt haben, darauf hinzuweisen.

Am heutigen Sonntag, dem 20.11.2011, bringt der Deutschlandfunk in der Reihe Freistil von 20.05 bis 21.00 Uhr:

Die Formel
Wenn die Welt auf einen Code zusammenschrumpft
Feature von Florian Felix Weyh
Regie: Philippe Bruehl

Wo sich Wissen in Formeln verdichtet, wird es unantastbar. Niemand kann es mehr bezweifeln. Zunächst einmal schüchtert die formale Notation von Algorithmen ein, während Formeln zugleich den Menschen magisch anziehen. Ob Waschmittelformel oder Coca-Cola-Mixtur — wer die Formel hat, der hat die Macht. Jenseits trivialer Mythen fragt das Feature: Was können Formeln überhaupt? Wo stoßen sie an ihre Grenzen, wann werden sie unsinnig? Wann dienen sie der Verschleierung von Unwissen? Die Sendung versammelt kuriose Beispiele aus allen Lebensbereichen wie aus seriöser Physik und Mathematik und durchforstet den Formelwald auf nützliche Algorithmen. Sogar die ›Weltformel‹ wartet im Rara-Lesesaal der Berliner Staatsbibliothek auf ihren Entdecker — wobei sich dahinter freilich eine menschliche Tragödie offenbart.

Diese Sendung wird leider danach im Internet nur als Text-, nicht als Audiodatei abzurufen sein, via Deutschlandradio.


Am kommenden Dienstag, den 22.11. sendet der Bayrische Rundfunk in der Reihe Nachtstudio auf Bayern 2 von 20.03 bis 21.00 Uhr:

Der aufgeklärte Opportunist
Utopien für den schwachen Menschen
Radioessay von Florian Felix Weyh

Opportunismus gilt als schimpflich, verkörpert er doch mangelnde Verlässlichkeit und fehlenden Mut. Dennoch kommt keine moderne Gesellschaft ohne mitlaufende, angepasste und damit opportunistische Massen aus. Man kann davon ausgehen, dass der Herdentrieb eine universelle menschliche Eigenschaft ist. Dennoch gilt der Opportunist als wenig wertvoll und in seiner Massierung als Totengräber der Demokratie. Da ist Aufklärung vonnöten: Die Erkenntnis, dass Anpassungsbereitschaft als positives Steuerungselement benutzt werden kann. Florian Felix Weyh skizziert in seinem Essay den aufgeklärten Opportunisten, der konstruktiv mit erkannten Schwächen umgeht. Der weiß, dass er Belohnungsmechanismen gegenüber anfällig bleibt und nicht versucht, sich darüber hinwegzusetzen. Der seiner staatsbürgerlichen Pflicht nach kommt, indem er sich dafür einsetzt, dass die Belohnungsmechanismen insgesamt im Sinne des bestmöglichen Nutzens für alle geändert werden, auch wenn ihm diese Änderung persönlich schadete.

Wer außerhalb des BR-Sendebereichs lebt, kann die Sendung sieben Tage lang nach der Ausstrahlung im Internet herunterladen; das Manuskript ist ebenfalls erhältlich über den Bayerischen Rundfunk.

Florian Felix Weyh (von der linken Redaktion verlinkt) und wir wünschen zwei anregende und unterhaltsame Stunden.
 
So, 20.11.2011 |  link | (1355) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Hausnachrichten



Cosmétique — Kosmetik

Celsius hat sehr richtig bemerkt, die meisten der so gepriesenen kosmetischen Mittel seien nur ein sinnloser Zeitvertreib, eine bloße Scharlatanerie; es sei zwecklos, den Sonnenbrand, die Sommersprossen, die Rötungen des Gesichts beseitigen zu wollen; es sei ein Wahn, zu hoffen, daß man die Rauheit des Teints und die natürliche Hautfarbe ändern könne, und erst recht ein Wahn, die Runzeln beseitigen zu wollen; aber die Frauen seien in die Schönheit so vernarrt und von dem Wunsch, die Spuren des Alters zu entfernen, so besessen, daß es unmöglich sei, diesen Hang bei ihnen zu überwinden und sie von der Nichtigkeit all jener schönen Geheimnisse zu überzeugen, die den Namen Kosmetische Mittel tragen.

Tatsächlich reduzieren sich die besten, wenn man sie reiflich abwägt, auf den Wert bloßer Abreibungen und Abwaschungen mit alkoholartigen oder öligen Flüssigkeiten, die ohne Gefahr angewendet werden können, um die Haut zu entfetten, zu glätten und zu verschönern. Das sind zum Beispiel Erdbeerwasser, Lavendelwasser, destilliertes Bohnenwasser, der Saft, den man aus den Blüten des Barlapps usw. gewinnt, und allenfalls auch das Öl, das man aus Myrrhen, Mandeln, Kürbissen, Melonenkernen, Haselnüssen, Samen des weißen Mohns oder des Leindotters gewinnt, ferner Behemwurzel- oder Kakaoöl, gewonnen ohne Erhitzung; das Zimmetwachs der Holländischen Ostindischen Kompanie, die Pomaden, die Walfischtran enthalten, die Zitronensalbe, die aus Kampfer und Emulsion mehliger Substanzen hergestellt wird; das Talkwasser, das nach der selben Methode gewonnen wird, die man bei dem Myrrhenöl und anderen derartigen Ölen anwendet.

In dieselbe Klasse ordnet man die Rindergalle ein, die filtriert und in einer Menge von sechs Unzen mit je einer halben Unze von pulverisiertem Alaun, Borax und Kandiszucker gemischt wird. Man wäscht das Gesicht abends, vor dem Schlafengehen, mit dieser Flüssigkeit, nachdem man sie filtriert hat, und morgens mit Lavendelwasser.

Louis de Jaucourt

Denis Diderot, Jean Baptiste le Rond d'Alembert (et coll.): Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers. 28 Bände, 1751 bis 1772; zitiert nach: Artikel aus Diderots Enzyklopädie, Auswahl und Einführung von Manfred Naumann, aus dem Französischen von Theodor Lücke, Röderberg-Taschenbuch, Band 4, 1985, S. 212; © Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1984

Laubacher Feuilleton 15.1995, S. 15

 
Di, 08.11.2011 |  link | (2294) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Aufklaererisches











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Letzte Aktualisierung: 05.12.2013, 18:31



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