Traumhafte Nahrungsressourcen

Nicht mit dem Mund, mit Mitteln zum Leben gemalt, Kurkuma-Olive, Milchkaffee oder Trinkschokolade, hier mit Basilikum-Pesto. Das Meer ist da irgendwie in der Nähe. Méditerranée. Die künstlerische Cuisinière vom Neusiedler See hat ein Wahrnehmungsfenster geöffnet. Der Autor schaut auch nonvirtuel, im wirklichen Leben, dort des öfteren hinein.


Ich hatte einen Traum, am Wochenende, und der erheiterte mich dermaßen, daß ich laut lachend erwachte und ihn sogleich meiner weniger begeisterten Nebenbeischläferin erzählen konnte, so daß er nicht in nächtlichträumerische Vergessenheit geraten konnte. Außerdem hatte er mit seltsamen Tieren zu tun. Also, der Traum:

Meine Weltbeste und ich wohnen augenscheinlich am Meer, und zwar dergestalt, daß man von der Terrasse direkt ins Phtalogrün springen kann (ein Meer anderer Farbe kommt nicht mehr infrage, nichtmal im Traum, sozusagen) und zwischen uns wuselt ein einjähriges Kind umher, das sich mit der Zeit als unseres, also auch meines, herausstellt. Mich wundert im Traum weniger, daß da noch ein Kind ist, von dessen Geburt ich offensichtlich nichts bemerkt hatte, als daß es einen schwarzen Anzug trägt, dazu edle Schuhe, budapester aus weichem Leder, die dichten Haare mit Brillantine nach hinten geklebt, eine elegante Krawatte um den Hals. Meine Frage, warum der Kleine einen schwarzen Anzug trägt, beantwortet meine Frau, als wäre es das Natürlichste auf der Welt, daß unser Jüngster eben keine Babykleidung tragen möchte, er fühle sich im schwarzen Anzug am wohlsten, daher hätte er auch einen Kasten* voll davon, was notwendig wäre, weil die Kleinen sich ja ständig schmutzig machten.

Während wir also auf der Terrasse vor dem Meer sitzen, ich in Badehose und oben ohne, Sohnemann im schwarzen Edelknitter, bemerke ich, daß vor einer Mauerritze ständig Bewegung ist, als würde dort Ungeziefer aus- und einkrabbeln. Bei näherem Hinschauen sehe ich, daß es sich nicht, wie zuerst angenommen, um Kakerlaken oder dergleichen handelt, sondern um Zebras, Giraffen, Krokodile und anderes, vorwiegend afrikanisches Getier im Miniformat, also circa zwei Zentimeter groß, das immer wieder aus der Mauerritze heraus und wieder in sie hineinströmt, wenn man sich ihm nähert. Anscheinend haben die kleinen Wildtiere aber mehr Vertrauen zu einem Anzug- als zu einem Badehosenträger, und so gelingt es unserem Sohn immer wieder mal, ein Tierchen zu fangen und in eine Schachtel zu geben. Als er seiner Meinung nach genug gesammelt hat, kommt er zu mir und zeigt stolz seinen Fang. Ich weiß nicht genau, ob ich mich über meinen anzugtragenden Kleinwildjäger freuen soll, da schnappt er ein Zebra, steckt es in den Mund, zerkaut es genüßlich und hält mir ebenfalls eines vor den Mund. Da mir seine zarte Kinderseele wichtiger ist als das Artenschutzabkommen, das diese Tiere eigentlich schützt, von dem ich im Traum aber ohnehin nicht sicher bin, ob es auf die Miniaturausgaben dieser Tiere anzuwenden ist, beiße ich ebenfalls in das Zebra: Interessanterweise schmeckt es nach Himbeere. die anderen Tiere haben ebenfalls Fruchtgeschmack, Ananas, Erdbeere, Banane und so weiter. Als ich nach einem mit Ingwergeschmack frage, hält mir der Sohn ein Krokodil hin, und es schmeckt tatsächlich danach. Durch den Fruchtgeschmack stellt sich die Frage nicht, ob die Tiere eigentlich leiden, wenn man in sie lebendigen Leibes hineinbeißt, schließlich bewegen sie sich fröhlich hin und her, während man sie in den Mund schiebt. Als die Schachtel leer ist, fragt Sohnemann mit den Augen, er kann anscheinend noch nicht sprechen, ob er noch Tiere holen soll, was ich verneine. Da fängt er zu weinen an, kramt in seinen Hosentaschen, zieht einen Autoschlüssel hervor, den ich nicht kenne, und wirft ihn im weiten Bogen ins Meer.

An dieser Stelle bin ich dann laut lachend aufgewacht.


* Kasten: aus dem Österreichischen = gleich Schrank.
 
Di, 02.10.2012 |  link | (6748) | 2 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Gastrosophisches


edition csc   (02.10.12, 18:40)   (link)  
Liebe virtuelle Verleger,
was biographisches, von mir? wo ich doch immer lache, wenn schispringer mit 25 ihre biographie veröffentlichen, kinder noch, nicht nur im gesicht, als ahnten sie, dass nichts mehr kommen wird, nach dem letzten sprung. oder kinderstars, die die bühnen rocken, wie man heute sagt, zumindest eine sommersaison lang, die, bevor sie sich den drogen, die sie nun leicht kaufen können, völlig hingegeben haben, mit 17 ihre memoiren schreiben, also erinnerungsstücke, die grad mal 100 gross gedruckte seiten füllen; gott sei dank gibt es viele bilder im buch: da muss man nicht so viel erinnern dann.

ja schon, ich bin 52, aber wieviel biographie hab ich schon? (ohja: einmal sprang ich auch [be]merkenswert, über die stiege zwar nur, brach mir dabei allerdings das fersenbein. und einmal sang ich recht betrunken den bundesbahn-blues vom qualtinger auf der bühne eines jazzclubs. damals meinte ich, der applaus sei nicht endend gewesen, heute habe ich daran aber zweifel)


edition csc   (03.10.12, 10:16)   (link)  
Enzoo (52 [2.10.2012]):
glückliche Kindheit in einer intakten Wirtschaftswunder-Familie, fröhliche Schulzeit mit ersten Autoritätsschwierigkeiten, Zivildienst als Rettungssanitäter, Studium der Volkswirtschaft, weil schon der alte Karl wußte, daß Ökonomie alles ist; mit erwachendem Interesse zur digitalen Welt, nach anfänglichen Erfolgen Schlendrian, Lebenskunst, Reisen, in allen erreichbaren Jobs arbeiten, um das Reisen zu finanzieren, dann die große Liebe, die mich in Wien seßhaft und stetig arbeitsam machte. Status quo: noch immer dieselbe große Liebe, zwei erwachsene Kinder, eine das Leben durchziehende Liebe zum Geschriebenen, Naturliebhaber und trotzdem Fliegenfischer, beim Reisen bleibt der Schlafsack nun zuhause.






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