Die Yeziden Von Arbil bis an den Zab sieht man kein einziges Dorf. Auf der anderen Seite des Flusses liegt aber ein Dorf namens Abd el asis, das zur Gänze von Leuten bewohnt wird, die man Jesidier nennt. Weil die Türken in ihren Ländern nur jenen freie Religionsausübung gestattet, die göttliche Bücher haben, also den Mohammedanern, Christen und Juden, sind die Jesidier gezwungen, die Grundlehren ihrer Religion geheimzuhalten. Sie nennen sich daher, wenn sie nach ihrer Religion gefragt werden, einem Mohammedaner gegenüber Mahammedaner, einem Christen gegenüber Christen und einem Juden gegenüber Juden. Wenn die Jesidier nach Mossul kommen, werden sie von der Obrigkeit, auch wenn man sie erkennt, nicht angehalten. Der Pöbel versucht bisweilen hingegen, sie zu prellen. So ein gemeiner Mensch beginnt über den Satan zu schimpfen, von dem die Jesidier glauben, daß ihn Gott eines Tages wieder in Gnaden aufnehmen werde, und die Folge davon ist, daß die Jesidier lieber alles, was sie angeboten haben, Eier und Butter zum Beispiel, zurücklassen, als mit anzuhören, wie ein Engel beschimpft wird. In den Gegenden allerdings, wo sie die Oberhand haben, darf niemand den gefallenen Engel Gottes beschimpfen, will er nicht verprügelt werden oder gar sein Leben verlieren. Die Jesidier werden von den Mohammedanern so verabscheut, daß Schafei, einer ihrer bedeutendsten Lehrer, es nicht einmal als böse Tat ansieht, wenn ein Muslim (Rechtsgläubiger) einen Dauasin (das ist der arabische Name für die Jesidier) tötet (um 1765). Carsten Niebuhr Aus: Düchting/Ates, Stirbt der Engel Pfau, Geschichte, Religion und Zukunft der Yezidi-Kurden, Edition Komkar, Köln 1992, S. 194f. Laubacher Feuilleton 16.1995, S. 6
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