Ankunft Köln

Der etwas andere Arbeitstag kann beginnen. [...] Anschlußfahrt von München nach Köln. In der Domstadt um 21.59 Uhr steht der nunmehr vom Arbeitsalltag — entsprechendes technisches Gerät vorausgesetzt — Befreiten ein lustvoller Magen-Marathon bevor. Nach 80 gelaufenen und nicht gegangenen Metern – die Bude schließt um 22.00 Uhr! — drei Rievkoche (auf deutsch: Reibekuchen) — ohne Apfelmus! — bestellen, das dampfend-duftende Kartoffelgekröse in sich hineinstopfen und mit einem ersten Kölsch aus der Dose hinunterspülen.
Anne Maier

aus: Müsli-Rievkooche-Tofu, Laubacher Feuilleton 18.1996, S. 6


Arsch huh, Zäng ussenander
Toleranz is en Frembwoot, für Toleranz jit et keen deutsches Woot. In Kölle verston se Toleranz ohne vill darüver zu kalle. Me is noch stolz drupp, dat dereenst de Römer, de Spanier, de Franzuse und de Belgier etc. irjendwann ihre Spure he hinterlasse han. Nur mit den Preussen gab's Verständigungsschwierigkeiten: «Wie künnt er dann scheeße, süht er nit, dat he Lück ston?» riefen die kölschen Stadtsoldaten, wie die Preußen zu scheeße anfinge.

«Süht er nit, dat he Lück ston?» mööt jedem Blödmann an de Kopp jeworfe weede, der mit Molotowcocktails um sich wirf oder am Stammtisch palavert, die Hand zum Hitlergruß hev oder immer noch jläuvt, dat de Ausländer schuld dran sin, dat sing Firma ihn rusjeschmiße het. Jejen sovill Blödheit hilft nur «Arsch huh, Zäng ussenander!»

Am 9. November 1992 war am Chlodwigplatz en Konzert, Rostock wor nid wig, de Hätze voll, de Wut wor jroß, de Chlodwigplatz schwatz vor Minsche. Schwatz-brung darf ohne Komplexe en Johr wigger üm de Ecke lure.

Ene zum Präsidentenkandidaten ruffjedeutet Frettchen, dat och noch nach fünf Uhr brung Schohns zum schwatze Anzoch anhet, sprich ungeniert vom Ende der Verantwortung. Mir wisse jo «Deutsche Sprache, schwere Sprache.»

Jitz ersching im Bund-Verlag Köln dat Buch zum Konzert. Verzällt wird wie et wor vom 14.10.92, als de Idee jebore wood, bis zum Dach vom Konzert. Im Vorwoot tät sich Anke Schweitzer janz besonders an de jung Lück richte: «Mit diesem Buch wollen wir Euch antifaschistisches Gedankengut nahebringen. ... Ich denke, daß dieses Buch anders ist als das oft sehr trockene und langweilige Lehrmaterial, mit dem ihr so oft konfrontiert seid. ... Schon immer gab die Musik den Menschen die Möglichkeit, sich auch politisch auszudrücken, und besonders in gesellschaftlich brisanten Zeit gibt sie uns die Möglichkeit, vielen Menschen kritisches Denken verständlich zu machen, Mut zu machen, zu den persönlichen Werten zu stehen. ... Ihr werdet jetzt vielleicht denken: die hat gut reden, in Zeiten, wo nur noch Leistung zählt. Aber ich denke, wir sollten nicht resignieren.» Dat klingg all wie vun annopief, ever sin mer nid schon längs uff em Wech zurück in de Zukunf?

Bap, Bläck Fööss, Brings, Charly T., De Höhner, L.S.E., V. Nikitakis, The Piano has been drinking, Viva La Diva, B. Winterschladen, Zeltinger, Anke Schweitzer un Triviatas woren mit dabeei. Songs, Texte un Musik sin perfekt nohzolesse un auf de Jittar nohzuspille, wenn mer et will. Mit Fotos un Kommentaren is dat Buch dann quasi komplett. Ever irjendwat is nit drin: Beim Willy fellt der Text. Mir meine nid de Willy us em Leed vom Konstantin Wecker, sondern de kölsche Willy Millowitsch, wigg über 80 Johr. He het uf em Chlodwigplatz us Carl Zuckmayers Des Teufels General jelesse. Dat ham mir in dr Schul jeliert. We me de Pänz och immer vorwirf, die täten nid lese, warum tät me ihne denn de Text vorenthalte?

«Wer en Sproch hät, muß sich wehre!
Arsch huh un Zäng ussenander!
We e Hätz hät, sich erkläre!
Arsch huh un Zäng ussenander!
Jäjen Jewalt un Nazidreck!
Arsch huh un Zäng ussenander!
Sonst sid ihr all als Nächste weg!
Arsch huh un Zäng ussenander!»


(Alle Zitate gemäß Publikation)

Anne Maier.Hedy Markwald

Laubacher Feuilleton 8.1993, S. 10

Arsch huh, Zäng ussenander! Autor: Bruno Zimmermann, Bund-Verlag (KiWi), Köln 1993

 
Mi, 18.03.2009 |  link | (2906) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Gesellschaftliches






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