Faxismus Wenn der Postmann nicht mehr zweimal klingelt oder die Papierzunge des Zauberdrachens Eine Anekdote: Der stolze Neubesitzer eines Telefaxgerätes erprobt den Apparat zum erstenmal, und beim Empfänger kommt ein und dasselbe Jungfernfax zehnmal, fünfzehnmal an. Beim zwanzigstenmal telephoniert der genervte Adressat mit dem Absender, um den Grund für die unendliche Geschichte zu erfahren, und kriegt zu hören: «Mein Faxgerät muß defekt sein, das Blatt kommt bei mir aus dem Ding immer wieder heraus ...» Aller Faxanfang ist schwer — unkt ein Faxgerätehersteller in seinem Werbeprospekt. Wohl wahr; auch wenn das Faxen selbst später dann kinderleicht ist. Mein Faxgerät kam als Geschenk ins Haus; zwar funktionierte ‹das Ding›, nachdem es ans Telephon- und Stromnetz angeschlossen war, problemlos, aber leider fehlte die Gebrauchsanweisung, die unentbehrlich ist für die Programmierung der Kennung (Name und Anschlußnummer des Absenders, Datum und Uhrzeit), denn fast jedes Modell hat seine ungenormten Extravaganzen. Über die Faxgerätezulassungstelle der Deutschen Telekom in Saarbrücken ließ sich der Importeur des Irgendwo-made-in-Asia-Gerätes erfragen, der auch prompt 2 Meter Bedienungsanleitung — wie anders — faxte: Glückseligkeit — das erste eigene empfangene Fax! Jedoch auch mit Gebrauchsanweisung stellt die Programmierung der Kennung den Intelligenzquotienten auf eine harte Bewährungsprobe: eine Stunde Lebenszeit sollte man dafür schon einkalkulieren — ich kenne sogar Leute, die brauchten dafür etliche verzweifelte Stunden, ja, Wochen, Monate! Nur ein genialer Irrsinniger kann sich den Programmiermodus ausgedacht haben — Genie und Wahnsinn logieren immer noch unter demselben Dach. Nun gehöre ich also auch zur glücklichen Faxgemeinde in Deutschland. Faxten hierzulande 1983 nur 13.200 Avantgardisten, so waren es 1993 bereits 1,32 Millionen, eine Verhundertfachung! Und Wir werden jeden Monat 20.000 mehr, inzwischen dürfte längst die 1,5-Millionen-Grenze überschritten sein. Laut Telekom werden jährlich rund drei Milliarden DIN-A-4-Seiten durch die deutschen Leitungen gejagt, jeder Anschluß kommt — statistisch gesehen — auf rund 2.000 Blatt. Aber immer noch muß die traditionelle Briefpost jährlich an die 16 Milliarden Sendungen befördern. Mein Telefax-Zauberkasten hat die Größe einer Reiseschreibmaschine und wiegt etwa drei Kilo, das Gehäuse ist schwarz. Nur fünf Tasten hat das Gerät und sieben Funktionsblinklichter. Mit der ersten Taste entscheidet man, ob die sogenannte Faxweiche automatisch aktiviert werden soll, wenn über dieselbe Leitung ein Telephonat oder ein Fax ankommt; mit der zweiten Taste kann man bei verminderter Übertragungsgeschwindigkeit die Übermittlungsqualität, etwa bei graphischen Darstellungen, optimieren; mit der dritten Taste läßt sich für den Hausgebrauch photokopieren. Wenn man mit der Rückseite nach oben ein Blatt in den schmalen Schlitz eingelegt hat — und nur Freudianer haben abwegige Assoziationen —, druckt man den daumengroßen grünen Trapezknopf — und ab geht die Post! Eine warnrote dreieckige Stoptaste für den Fall, daß das Alarmlicht blinkt und ein klagendes Piepsen ertönt — dann ist die Leitung zum Empfänger nicht zustande gekommen, oder die Rolle mit dem eigenen Faxpapier ist mal wieder zu Ende. Natürlich gibt es wesentlich elegantere (und also teurere) Faxgeräte als meins, die haben ein chices Display, in dem die gewählte Empfängernummer ablesbar ist, haben ein integriertes Telephon, was außer im Büro kaum überbietbar unpraktisch ist, wie man hämisch feststellen muß: nur ein Büromensch läßt sich fesseln. Aber einen unbestreitbaren Vorteil besitzen Luxus-Faxgeräte (ab ca. 1.200 Mark) schon: sie funktionieren mit Normalpapier per Tintenstrahl- oder Laserdrucker und nicht mit diesem ekelhaften fludderigen Thermopapier von der Rolle per Hitzedruck, das sich so zombiehaft anfühlt, bei dessen Berührung jeder Ästhet Krätze kriegt, auf dem die Schrift so rasch verbleicht und das höchst umweltschädlich ist. Der Schweizer Schriftsteller Matthias Zschokke: «Ein Fax ist unter unserem ästhetischen Niveau: es hat nichts zu tun mit rahmengenähten Lederschuhen, English Lavender, Seidenunterhosen usw. — es ist schäbigste Fast-Food-Korrespondenz!» Der interessierte Laie möchte selbstverständlich wissen, wie das Telefaxen technisch funktioniert. Ich auch. Da schreibt man am besten doch bei der Deutschen Telekom ab: «Das Telefax-Gerät wandelt Ihre Schrift- oder Bildvorlage fotoelektronisch in Rasterpunkte um, die als elektrische Signale übertragen werden. Das Empfangsgerät kehrt den ganzen Vorgang wieder um, und der Empfänger erhält eine originalgetreue Kopie, ein fernkopiertes ‹Faksimile›.» Eine wunderbare Erklärung, so knapp und einleuchtend, daß sie auch 80jährige Mütter begreifen. Und als ein vom altsprachlichen Gymnasium Gebeutelter füge ich noch hinzu: tele, aus dem Griechischen, heißt soviel wie fern (Television, Telegraphie, Telepathie), und fac simile, aus dem Lateinischen, bedeutet mache ähnlich! Aber trotzdem weiß ich immer noch nicht (auch wenn mir durchaus klar ist, daß Faxbotschaften nicht geschreddert auf die Reise gehen), wie die winzige Frau in mein Faxgerät hineingekommen ist, die mit quäkender Stimme plärrt: Bitte warten Sie! Ihr Anruf wird weitergeschaltet! Möchten Sie ein Fax senden, drücken Sie jetzt die START-Taste! Ich mache kein Hehl daraus, daß ich das Telefaxen für eine der wunderbarsten Erfindungen der Menschheit halte, vergleichbar mit technischen Innovationen wie Glühbirne, Telephon, Rundfunk, Fernsehen, Ton- und Bildaufzeichnung. Auch mit dem Telefaxen vergewissern wir uns, daß wir nicht mehr auf den Bäumen sitzen (auch wenn es manchmal doch noch diesen Anschein hat: auf den modernen Schlachtfeldern). Es ist kaum bekannt, daß die Anfänge des Telefaxens bis tief ins 19. Jahrundert reichen, bis in die Urzeit des Industriezeitalters, dessen technischer Visionär poetisch Jules Verne war. Die Gelehrten sind sich uneins, wer denn nun der wahre Erfinder ist. Die Telekom nennt in ihren Unterrichtsblättern für den Nachwuchs den Engländer Frederic Collier Bakewell, der 1847 erste Übertragungsversuche mit «Copiertelegraphen» zwischen London und Slough unternahm. Das britische Fernsehen hingegen favorisierte den Schotten Alexander Bain, der sich 1843 ein elektromagnetisches Gerät patentieren ließ, dessen bewegliche Teile aus Rinderknochen bestanden, das jedoch erst 23 Jahre später zwischen Paris und Lyon ausprobiert wurde. Der sogenannte Pantélégraphe arbeitete mit beschichtetem Eisenblech statt Papier und war schneckenlangsam, so daß er mit dem Telegraphen von Samuel Morse nicht konkurrieren konnte. Immerhin inspirierte er den Spiegel noch 150 Jahre später zu der Titelei «Fax mit Knochen». 1869 präsentierte der Franzose Gyot d'Arlingcourt einen «Copiertelegraphen», der folgendermaßen funktionierte: «Das zu übermittelnde ‹Telegramm› wurde mit nichtleitendem Firnis (Lack) auf eine Metallfolie geschrieben oder in eine lacküberzogene Folie eingekratzt, auf eine drehende Trommel aufgespannt und von einem Abtastgriffel, der [...] längs der Trommel bewegt wurde, abgetastet. An der Empfangsstation wurde ein mit blausaurem Kalium getränkter und mit verdünnter Salzsäure befeuchteten — und damit leitender — Papierbogen auf die Walze aufgepannt und der Abtastgriffel entlang der rotierenden Trommel bewegt. Durch elektrolytischen Stromdurchflug wurde das Aufzeichnungspapier eingefärbt.» In Deutschland taten sich — erst Anfang dieses Jahrhunderts — die beiden Physiker Arthur Korn und August Karolus bei der Entwicklung des Telefaxens hervor; 1928 war erstmals das «Wetterfax» des Dr. Bodo Hell aus Kiel im Einsatz («Hellschreiber»), 1929 wurde ein «öffentlicher Bildtelegraphendienst» eingeführt. Und am 1. Januar 1979 begann in Westdeutschland die Einführung des Telefaxdienstes und wurde in Frankfurt am Main ein Telefax-Test-Center eingerichtet — das Kind ist also noch nicht einmal volljährig, hat sich inzwischen aber zu einem Riesenbaby ausgewachsen, obwohl die technische Entwicklung von der deutschen Industrie verschlafen und Japan überlassen wurde. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die ‹Gelbe Post› in Deutschland von der Papierzunge des Zauberdrachens verschlungen sein wird. Momentan stehen in Postdiensten 100.000 Briefzusteller, die jährliche Personalkosten von (vorsichtig geschätzt mindestens fünf Milliarden DM verursachen; insgesamt dürften die Aufwendungen für Briefbeförderung im zweistelligen Milliarde-DM-Bereich liegen. Es ist absehbar, daß sie in naher Zukunft nicht mehr rentabel sein wird, wenn nicht horrende Porti! verlangt werden. Wirtschaftlicher lassen sich die 35 Millionen bundesdeutschen Haushalte mit Schriftpost via Telefax versorgen (31 Millionen Telephonanschlüsse sind bereits verfügbar). Selbst wenn die Telekom, die dann die klassische Post-Aufgabe übernähme, jedem Haushalt im Lande ein Faxgerät kostenlos (oder gegen Kostenbeteiligung) zur Verfügung stellte, hätte sich eine solche Investition binnen kurzem amortisiert, wenn man bedenkt, daß es schon jetzt ein ‹Volks›-Faxgerät bei der Firma Saturn zum absoluten Dumping-Preis von 220 Mark gab, wobei sich dieser Preis bei massenhafter Verbreitung gewiß noch um mehr als die Hälfte reduzieren ließe. Dann würden die gesamten Investitionskosten nicht einmal zehn Milliarden DM betragen. Längst ist das Faxgerät kein Luxusgegenstand mehr für Priviligierte, sondern bereits heute fast Gebrauchs- und Wegwerfartikel wie CD-Player, Kaffeemaschinen oder Staubsauger. Es lebe der Faxismus! Schon jetzt ist die Übermittlung eines Briefes per Telefax billiger als auf traditionellem Weg: eine DIN-A-4-Seite, in den entferntesten Winkel der Republik gefaxt, wofür die gängigen Faxgeräte mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 9600 Baud/sec. ungefähr eine Minute brauchen, kostet ab 1996 tagsüber fünf oder sechs Telephongebühreneinheiten, also 62 – 70 Pfennig, zum Billigtrif nachts sogar nur 12 – 36 Pfennig. Noch günstiger sieht es im Ortsnetz aus: für nur zwei Gebühreneinheiten lassen sich zum Normaltarif etwa drei Seiten faxen, zum Billigtarif für 12 Pfennig vier Seiten, was an Porto zwei Mark kosten würde. Und — momentan noch sehr teure — Faxgeräte der jüngsten Generation schaffen bereits die Übermittlung einer Seite in zehn Sekunden. Trotz der Geschwindigkeitshexerei macht die Deutsche Telekom satte Gewinne beim Faxen, und sie wären immens, jagte sie die Briefbeförderung ihrer unbeliebten Schwester Deutsche Post AG gänzlich ab, die dann aufs Frachtpost-Volumen einschrumpfte, unternehmerisch verschlankt von gegenwärtig 28,6 Milliarden Umsatz auf zur Zeit 4 Milliarden. Oder aber freie private Unternehmen bieten diese Dienstleistung an — ist die Deutsche Post ein Auslaufmodell? Ohne Frage: in ihrer jetzigen Struktur bestimmt. Und keine Angst: auch das Faxgeheimnis soll wasserdicht werden wie das Briefgeheimnis. Jüngst präsentierte die Firma Siemens ein Zusatzmodul für Faxgeräte: mittels einer Chipkarte wird die Übermittlung des Faxes verschlüsselt, so daß kein Unbefugter die Leitung anzapfen und mitlesen kann. Und im Büro und im familiären Bereich lassen sich eingehende Faxe speichern und erst durch ein Paßwort des befugten Empfängers abrufen. Auch das schon heute vielfach praktizierte papierlose Faxen von Computer zu Computer läßt Diskretion walten. Rechtlich sind noch nicht alle Fax-Probleme gelöst. Zwar kann kann man per Fax rechtsverbindlich Kaufverträge abschließen oder Warenbestellungen vornehmen, aber wenn das Gesetz die Schriftform vorschreibt, muß ‹die Urkunde› nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch ‹eigenhändig› unterschrieben sein, reicht die Kopie der Unterschrift nicht aus, etwa bei Bürgschaftserklärungen, Vollmachtserteilungen etc. Auch bei einen Mahnbescheidsantrag muß das amtliche Formular im Original eingereicht werden (ein milder Trost; dasselbe sollte künftig, wenn der Faxismus monopolisiert ist, auch für Parkstrafzettel, diese gräßlichen ‹Knöllchen›, gelten). Und wichtig zu wissen noch: Als Beweismittel vor Gericht reicht das Sendejournal mit Datum, Faxnummer des Empfängers und technischem ‹OK›-Vermerk nicht aus, da sich eine solche ‹Quittung› leicht manipulieren läßt. Die Abschaffung der traditionellen Briefpost hätte ein paar kuriose Nebenwirkungen: für Philatelisten gäbe es keine deutschen Briefmarken mehr zu sammeln (Paketpost wird ja nicht frankiert, sondern direkt am Schalter bezahlt), aber tränenüberströmte Sammelwütige könnten ja auf dann einzuführende Paketmarken, auf Telephonkarten oder Kaffeesahnedeckel umsteigen, um größere psychische Schäden zu vermeiden; und kläffende bißfreudige Köter müßten sich andere Waden als die der Briefträger suchen; auch werden die Beine der deutschen Menschheit schrumpfen, wenn der elastizierende Fitneß-Gang zum Briefkasten oder zur Post entfällt; und es gibt keine in Büchern veröffentlichten Briefwechsel von Dichtern mehr, denn wer will schon Gesammelte Faxe lesen? Aber als Ausgleich gibt es inzwischen ja bereits eine Fax-KUNST. Ein Sonderproblem stellt die allseits so beliebte Postkarte dar. Da muß noch die flexible einseitige Faxkarte erfunden werden. Warum nicht? Wenn man eines Tages auch allgemein in Farbe faxen können wird (die Technik existiert bereits) ... — natürlich wird es in jedem besseren Hotel der zivilisierten Welt einen Faxautomaten geben! Tante Waltraut in der Heimat braucht einen Gruß ihrer Lieben nicht zu entbehren! Man muß also kein großer Prophet sein, um fürs 21. Jahrhundert das Ende des traditionellen Briefverkehrs vorauszusagen. Der Postmann wird nicht mehr zweimal klingeln, wie ja auch die transzendentale Herkunft der Postboten, der einst als angelos vom Himmel fiel, längst anachronistisch ist, in entgotteten Zeiten. Den Platz der Metaphysik hat triumphierend die ‹Elektrophysik› übernommen (mein Faxgerät hat den ingeniösen Transit-Kamen TELESUS). Die Wirtschaft hat die Vorzüge des Faxens für die geschäftliche Komminikation auf Anhieb erkannt und realisiert. Auch aus dem Pressewesen ist das Faxen intern nicht mehr wegzudenken (hochsensible Redakteure in kulturellen Elfenbeintürmchen allerdings murren noch — aber schon leiser). Andererseits bietet seit Oktober 1995 die Süddeutsche Zeitung in Zusammnarbeit mit der Financial Times einen Wirtschaftsdienst per Fax an: «SZ-Finanz» heißt das elektronische Medium, das über Finanzmarkt-Ereignisse, die erst spätabends oder nachts bekannt werden, brandaktuell informiert. Es braucht noch etwas Zeit, bis auch traditionalistische Individualisten die Vorteile des Faxens erkennen und sich von ihm nicht mehr bloß in ihrer privaten Ruhe gestört fühlen (das war bei der Einführung des Telephons nicht anders). Selbst ein wertkonservativer Schöngeist wie der bereits oben zitierte Autor Matthias Zschokke mußte schließlich einräumen. — «... habe mich an das Gerät gewöhnt und es angenossen (es ging mir wie Katzen, die sich erst bis aufs Blut bekämpfen — und irgendwann nehmn sie sich an und lieben sich bis ans Lebensende).» Faxen ist auch ein demokratisches Medium: Rundfunk und Fernsehen haben das längst erkannt, indem sie Meinungen ihrer meist jüngeren Klientel per Fax abfragen; ebenso läßt sich einen unfähigen Politiker mit einem Fax kurz und bündig der Marsch blasen; und als Verbraucher kann man dem Hersteller stante pede den Unmut über ein miserables Produkt ins Auftragsbuch schreiben («Ihr matschiger versalzener Thunfisch aus Ecuador kann mit dem knackigen aus Indonesien in keiner Weise konkurrieren!») — alles Aktionen, für die ein Telephonat zu intim und ein postalischer Brief zu aufwendig wäre. In seinem Buch Die Schrift (Frankfurt am Main 1992) handelt der Kulturphilosoph und Zukunftsforscher Vilém Flusser im 13. Kapitel über das Phänomen Briefe, analysiert luzide und mit kritischer Sorge die radikalen Umwälzungen, die in diesem Bereich der Kommunikation auf uns zukommen werden: «Netze, die sich nicht mehr auf die Erde stützen müssen, sondern die stützenlos in Feldern schwingen, sind Träger intersubjektiver Botschaften geworden. Die Festlichkeit und das Geheimnis des Briefeschreibens lösen sich auf. Die existentielle Einstellung des Wartens, des Abwartens, des Erwartens ist angesichts der kosmischen Simultaneität der elektromagnetisch übertragenen Botschaft überflüssig geworden. Hoffen ist nicht mehr Erwarten, es ist Überraschtwerden geworden. Es hat allen Sinn verloren, Briefe zu schreiben. [...] Die Kunst des Briefeschreibens verlernen wir, während wir die neue Kunst der Intersubjektivität, die Computerkunst, noch nicht gelernt haben. Man entzieht uns den Brief (wobei dieses ‹man› gesichtslos ist, aber verschiedene Masken trägt), und wir fallen in die bezugslose Masse; gleichwohl erahnen wir, daß die Massenmedien sich in intersubjektive, briefartige Medien zu verzweigen beginnen. Nur diese dumpfe Ahnung, für die das Wort Hoffnung zu stark ist, erlaubt uns, dem Untergang der Briefe und der Post entgegenzusehen.» Niels Höpfner Laubacher Feuilleton 18.1996, S. 3
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