Ich stehe zum Zum Zum

Mehr als 20 Jahre ist es mir gelungen, um dieses Lokal einen Bogen zu machen, obwohl ich in meinem Stadtteil Schwabing nur wenige 100 Meter von ihm entfernt wohnte und ein Kneipengänger war und bin. Allein schon das Äußere erweckte den Eindruck einer Bruchbude und dann noch: Hendl, Schweinshaxn, Bratwurst und Pommes «über die Straße» — alles, ... ja maj.

Seit gut drei Jahren habe ich mein Domizil nur noch 50 Meter vom Zum Zum entfernt — und es kam, wie es kommen mußte: Eines Nachts fand ich kein Bier im Kühlschrank, und diese Kneipe bot die einzige Möglichkeit, ohne Umstände noch einige Flaschen für zu Hause einzukaufen. Gut erzogen wie ich bin, erschien es mir unanständig, beim ersten Besuch gleich wieder zu gehen, und so blieb ich auf zwei Glas am Tresen.

Heute ist das Zum mein zweites Wohnzimmer. Eine ehrliche Kneipe in jeder Beziehung. Gäste aus allen Bevölkerungsschichten und vielen Nationen. Mehrheitlich füllen den dunklen Raum zwar die mit Mühsal Beladenen: Malocher, Arbeitslose, schlecht versorgte Rentner, aber auch der Arzt, der Geschäftsmann, der gut besoldete Beamte — und die ganz bestimmt nicht allein wegen des preiswerten und guten Essens und Trinkens.

Das Personal, teilweise schon über zwei Jahrzehnte dort beschäftigt und ebenfalls ‹Multikulti›, ist die Lösung des Rätsels, warum diese Bude immer noch existiert: gelassen und immer freundlich, insbesondere zu älteren und gebrechlichen Menschen. Und außer den Spielautomaten macht niemand Krach. Wird einer der Gäste wirklich einmal laut, erhält er sofort von der resoluten Kroatin hinterm Tresen seinen Anpfiff. «Wenn du nicht hältst Goschen, dann du draußen fliegen.»

ja maj
Manfred Jander


Laubacher Feuilleton 18.1996, S. 4
 
Do, 04.12.2008 |  link | (1873) | 0 K | Ihr Kommentar | abgelegt: Gastrosophisches






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